Freitag, 20. Mai 2016

Das Fantasy Filmfest und ich - und der Blog

Wie viele von euch wissen, bin ich ein riesiger Genrefilm-Fan, wobei es mir hauptsächlich der Horrorfilm angetan hat. Daher bin ich seit 1996 mit Dauerkarte dabei, wenn das Fantasy Filmfest alljährlich seine Pforten öffnet und die Augen der geneigten Zuschauer mit Blut benetzt.

Warum bin ich erst seit 1996 mit Dauerkarte dabei?
1987 und 1988 gab es das FFF (Fantasy Filmfest) nur in Hamburg. 1989 kam dann München hinzu und ab dem 4. Jahr des Festivals war dann 1990, pünktlich zu meiner Volljährigkeit, denn Zutritt wird erst ab dem vollendeten 18. Lebensjahr gewährt, auch Berlin am Start. Seit diesem Jahr studierte ich immer gründlich das Programmheft, kaufte aber keine Eintrittskarten, denn in den Jahren vor 1996 war ich - als armer Schüler bzw. Student - einfach zu geizig dafür und hatte andere Prioritäten. Jedes Jahr kam ich auf gut 10 - 15 Filme, die mich zwar extrem interessierten, aber über 100 DM gekostet hätten. Oftmals liefen diese Filme dann auch noch so zeitlich verstreut, sodass ich um ein ständiges Hin- und Herfahren nicht herum gekommen wäre. Eine Dauerkarte hätte dieses Problem gelöst, weshalb ich bereits sehr frühzeitig darüber nachdachte. Durch den Preis von 150 bis 180 DM, wenn ich mich recht entsinne, war ich aber zu zaghaft, um zur Dauerkarte zu greifen.

Dies resultierte darin, dass ich prinzipiell die Gelegenheit verstreichen ließ, meinen Bedarf an Horror und Splatter auf dem Festival zu decken. Dies war besonders bedauerlich, da seit Mitte der 80er Jahre im Heimvideo-Bereich bei Horror- und Action-Filmen die Schere so gnadenlos angesetzt wurde, dass die Handlung oftmals nicht mehr nachvollziehbar war. Daher war das Festival in den späten 80ern, neben dem Videodrom, der Berliner Kultvideothek, die ungekürzte ausländische Videos importierte, die einzige Quelle für ungeschnittene Genrefilme.

Ein weiterer Faktor für meine Zaghaftigkeit war sicherlich, dass ich zwar keine Abneigung gegen Originalfassungen hatte, bis dahin aber nur sehr wenige Filmen in englischer Original konsumierte. Daher wollte ich kein teures Geld für Filme ausgeben, um dann nur die Hälfte zu verstehen.

Nachdem ich dieses Spiel ein paar Jahre durchexerzierte und lediglich an ein paar kostenlosen Screenings von TV-Previews teilnahm, welche meist von Pro7 gesponsert waren (z. B. der Pilot der "X-Files"), sagte ich mir "Fuck it, wenn du jetzt nicht einsteigst, wird es niemals was". Da ich während dieses Zeitraums meinen Konsum an Originalversionen stetig erhöhte - dank englischsprachiger Kinos wie DIE KURBEL, einer OV-Ecke in meiner Stammvideothek sowie ausgewählter Sendungen im Zweikanalton bei ARD und ZDF - fühlte ich mich auch sprachlich fit genug und bestellte 1996 endlich meine erste Dauerkarte für das FFF. Seither bin ich jedes Jahr mit Dauerkarte dabei - wenn ich mal von 2012 absehe, dem Jahr, in dem die Dauerkarten nach 5 Tagen ausverkauft waren und ich mir für den Großteil des Programms Einzeltickets besorgen musste. Da der Wille vorhanden war und ich fast genauso viele Filme gesehen habe, als hätte ich eine Dauerkarte gehabt, zähle ich 2012 als vollwertiges Jahr mit.

Wie hat sich das Festival über die Jahre verändert?
Wenn das FFF im August dieses Jahres sein 30. Jubiläum feiert, bin ich bereits zum 21. Mal mit Dauerkarte dabei, wobei sich das Erlebnis in den letzten Jahren in zwei Aspekten stark verändert hat. Zum einen musste man sich früher fast immer zwischen zwei parallel gezeigten Filmen entscheiden, welche über einen Zeitraum von etwa 8 Tagen aufgeführt wurden. Bei durchschnittlich 6 Zeitschienen pro Tag kam man daher normalerweise auf insgesamt 45 bis 50 Filme pro Festivaljahr, wobei das Gesamtprogramm aus etwa 70 bis 80 Filmen bestand. Seit etwa zwei Jahren wird das Festival auf knapp 12 Tage ausgeweitet und man braucht sich nicht mehr zwischen zwei Filmen entscheiden, man kann also mit Dauerkarte das gesamte Programm sehen. Daher wurde der Preis der Dauerkarte erhöht, was sich aber als versteckte Mogelpackung herausstellte, denn die Anzahl der Filme im Programm wurde gleichzeitig auf knapp 50 Filme gesenkt. Als Dauerkartenbesitzer sieht man für mehr Geld also die gleiche Anzahl von Filmen und muss dafür ein paar zusätzliche Urlaubstage opfern. Immerhin gibt es auch Vorteile: die Tage sind kürzer, die Pausen zwischen den Filmen etwas länger und das Festival ist daher physisch nicht mehr ganz so herausfordernd wie zuvor.

Die zweite große Veränderung liegt in der Filmauswahl begründet, denn ursprünglich lag hier mal ein Horrorfilmfestival vor, welches sich nur "Fantasy Filmfest" nannte, um den deutschen Zensurorganen nicht sofort ins Auge zu springen. Es gab auch vereinzelte Fantasyfilme, Thriller, Science Fiction und andere Genrefilme, der Großteil des Programms war aber dem Horror gewidmet. Über die Jahre hat sich dies verändert, da sich auch die Zeiten geändert haben. Der Horrorfilm ist mittlerweile in Deutschland salonfähig geworden und auch die Zensurmaßnahmen gegen Horror- und harte Actionfilme wurden deutlich reduziert. Durch das Internet kann man sich zudem legal alle gewünschten Filme ungekürzt aus dem Ausland bestellen oder illegal herunterladen. Die vorherige Sonderstellung des Festivals als Hauptlieferant unzensierter Ware ist somit nicht mehr gegeben. Dadurch hat sich das Programm etwas verwässert und besteht nun vermehrt aus den obskureren Filmen, welche es sonst nicht auf die Leinwand und oft auch nicht auf DVD oder Blu-Ray schaffen. "Obskur" bedeutet hier sehr häufig "Arthouse-Drama". Prinzipiell habe ich gegen kein Genre Vorbehalte und schätze auch Arthouse-Dramen sehr, aber nicht jedes dieser Dramen ist ein Highlight. Zudem habe ich als Zuschauer nach wie vor die Erwartung an das Festival, Horrorfilme vorgesetzt zu bekommen, aber der Anteil echter Horrorfilme ist inzwischen unter all den Krimis, Dramen, Actionfilmen und Martial-Arts-Beiträgen verschwindend gering geworden. Es ist immer noch ein gutes Festival, aber eben nicht mehr wirklich das Fantasy Filmfest, das es ursprünglich einmal war. Zudem gibt es zwar immer weniger "Ausfälle", also richtig schlechte Filme, aber auch echte Highlights findet man immer seltener, wodurch der Großteil des Programms sich im Mittelfeld bewegt. Dies mag nicht für jeden nachvollziehbar sein, aber wenn man aus fest jedem Film mit der Einschätzung "na ja, war ja ganz OK" herauskommt und kaum ein Film richtig begeistert, dann ist dies trotzdem insgesamt extrem unbefriedigend.

Aus diesen Gründen denke ich bereits seit ein oder zwei Jahren darüber nach, ob ich mir weiterhin eine Dauerkarte bestelle. Bisher habe ich mich noch dafür entschieden, wobei die Entscheidung im wesentlichen durch meine nostalgisch verklärte Wahrnehmung gesteuert wird. Es ist für mich eine Tradition, an der ich seit 20 Jahren festhalte und generell nimmt die Anzahl der wirklich guten Traditionen im Leben ständig ab, weshalb man sich oft an den Verbleibenden festkrallt. Für dieses Jahr ist die Dauerkarte schon bestätigt, womit ich bereits das 21. Jahr dabei bin. Ob ich auch 2017 eine Dauerkarte bestelle, muss ich dann nach dem diesjährigen Festival entscheiden. Viele Bekannte, die sich ebenfalls regelmäßig eine Dauerkarte kauften, sind dieses Jahr erstmals nicht dabei, aus den oben aufgeführten Gründen. Dies wird sicherlich auch in meine Entscheidung für das nächste Jahr hineinspielen, denn wir waren eine eingeschworene Gemeinschaft von 5 Personen, von denen nun nur noch ich übrig bin. Wird es mir genau soviel Spaß bereiten, auch wenn ich mich nun im wesentlichen allein auf dem Festival aufhalte und ich meine ehemaligen Begleiter nur für ein paar einzelne Highlights sehe? Werde ich engere Beziehungen zu anderen Dauerkartenbesitzern knüpfen, welche ich aus den letzten Jahren nur sehr oberflächlich kenne? All dies bleibt abzuwarten.

Gibt es noch weitere Events, die zum Fantasy Filmfest gehören?
Der Vollständigkeit halber möchte ich noch erwähnen, dass seit 2003 einmal pro Jahr die Fantasy Filmfest Nights (FFN) stattfinden, welche den geneigten Zuschauer für ein zusätzliches Wochenende mit Genrefilmen versorgen. Die Nights finden prinzipiell immer im April statt und sollen die Wartezeit zum nächsten FFF verkürzen. Zwischendurch gab es 2007 den Versuch, die Focus Asia Nights (FAN) zu etablieren, auf denen ausschließlich asiatische Filme gezeigt wurden. Der Versuch ergab zwar Sinn, denn die Sparte "Focus Asia" ist seit Ewigkeiten ein erfolgreicher Bestandteil des Festivalprogramms, jedoch blieben die Besucherzahlen hinter den Erwartungen zurück, wodurch es bei einem einmaligen Experiment blieb.
Im letzten Dezember gab es dann erstmals die Fantasy Filmfest White Nights (FFWN), denn die regulären Nights finden im April statt, also acht Monate nach dem letzten und vier Monate vor dem nächsten Fantasy Filmfest. Die White Nights sollen die Wartezeit weiter verkürzen, sodass alle vier Monate ein Fantasy Filmfest Event vorliegt. Angekündigt wurden die FFWN mit dem Hinweis, all die Highlights zeigen zu können, die sonst zwischenzeitlich regulär veröffentlicht wurden und daher nicht mehr im Rahmen des folgenden Festivals bzw. der Nights gezeigt werden können. Persönlich fand ich, dass dies nicht eingehalten wurde, denn so interessant, wie es versprochen wurde, war das Programm dann doch nicht. Ob aus den White Nights eine feste Institution wird oder es wie die Focus Asia Nights eine einmalige Angelegenheit bleibt, wird sich zeigen.

Für die Nights gibt es übrigens seit 2010 ebenfalls Dauerkarten, aber bisher habe ich diese nicht genutzt. Grund hierfür ist zum einen der Preis, denn die Kosten pro Film fallen deutlich unattraktiver als beim Hauptfestival aus. Die Dauerkarte lohnt sich nur dann, wenn man sich fast alle Filme anschaut. Sieht man sich von den 10 Filmen weniger als 8 an, rechnet sich die Karte bereits nicht mehr. Dies leitet direkt in den zweiten Grund über, der mal wieder in der Filmauswahl begründet ist. In der heutigen Zeit gibt es viele legale Wege, Filme bereits vor der Veröffentlichung in Deutschland zu sehen, z. B. durch Import von Blu-Rays, Besuch anderer Festivals, Kinobesuch im Ausland, Previews, Streaming-Portale wie Netflix etc. Meist kenne ich daher zwei bis drei der gezeigten Filme bereits, weshalb sich eine Dauerkarte für mich nicht lohnt. Oftmals interessieren mich dann auch nicht alle verbleibenden Filme, sodass ich mir meist nur Einzeltickets für zwei bis drei Filme besorge. Damit bin ich bisher sehr gut gefahren. Sollten mich tatsächlich mal alle Filme interessieren, dann werde ich eben kurzfristig versuchen, eine Dauerkarte zu ergattern - oder zahle etwas mehr und kaufe Einzeltickets. Da zum spätesten Bestelltermin der Dauerkarte meist nur die Hälfte der Programmtitel bekannt sind, ist diese Vorgehensweise für mich momentan die Sicherste.

Was hat dies alles mit meinem Blog zu tun?
Nachdem ich nun ausführlich meine Beziehung zum Fantasy Filmfest beschrieben habe, möchte ich nun die Verbindung zwischen dem Festival und diesem Blog aufzuzeigen. Seit ein paar Jahren teile ich regelmäßig meine Eindrücke vom Festival in Form von Kurzkritiken, welche ich bei Facebook poste. Viele von euch werden diese über die Jahre wahrgenommen haben. Da ich sonst nicht der aktivste Facebook-Nutzer bin, führt dies dazu, dass ich einmal im Jahr meinen Account über einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen mit 50 bis 70 Postings überflute - und danach herrscht erstmal wieder Funkstille. Einige meiner Freunde sind an diesen Besprechungen interessiert, manche fühlen sich nicht gestört, benötigen die Beiträge aber nicht wirklich, während sich andere "gespammt" fühlen dürften. Zudem lassen sich einzelne Besprechungen, falls jemand eine bestimmte Kritik erneut lesen möchte, auf Facebook recht schlecht finden. Um diesem Umstand Einhalt zu gebieten, hatte ich diesen Blog ursprünglich eingerichtet, denn ich kann somit meinen Filmbesprechungen eine permanente Heimat geben.

Über die nächsten Wochen werde ich daher die bei Facebook geposteten Besprechungen in diesem Blog veröffentlichen. Für jedes Jahr des Fantasy Filmfests werde ich eine "Landeseite" erstellen, auf der alle Filme des Programms des entsprechenden Jahres aufgeführt werden und auf diesen Landeseiten werde ich meine Besprechungen verknüpfen. Sollten die einzelnen Besprechungen zu kurz sein, um diese separat zu präsentieren, werde ich alle Kurzbesprechungen des Jahres auf einer Seite zusammenfassen.
Auch für die Nights (FFN, FFWN, FAN) wird es Landeseiten geben. Alle Landeseiten findet ihr in einer Komplettübersicht des Fantasy Filmfests aufgelistet und verlinkt. 

Bis August, wenn also das diesjährige Fantasy Filmfest beginnt, werden alle Landeseiten und die bisherigen Besprechungen verfügbar sein, damit alle aktuellen Besprechungen zum FFF 2016 auch ganz oben im Verzeichnis zu finden sind und eine gewisse Chronologie vorliegt. Bis August ist es zwar noch etwas hin, aber bis dahin möchte ich meinen Blog soweit vorbereitet haben, dass er seiner ursprünglich geplanten Aufgabe gerecht wird.

Langfristiges Ziel ist es, irgendwann einmal alle Filme des Filmfests und der Nights komplett als Besprechungen verlinkt zu haben. Und ja, ich spreche von allen Jahren seitdem das Festival besteht. Da die meisten der bei Facebook geposteten Beiträge sehr kurz waren, werde ich über die nächsten Jahre bestimmt auch die eine oder andere Kritik überarbeiten. Mir ist bewusst, dass dies ein sehr ehrgeiziges Projekt ist und ich in den letzten Monaten nicht grade durch eine Fülle von veröffentlichten Beiträgen glänzte, aber das Ziel muss ja nicht in naher Zukunft erreicht werden.

Ich freue mich über jeden Leser, der mich auf dieser Reise oder auf Jahres-Etappen begleiten möchte.


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