Dienstag, 28. Juni 2016

Bud Spencer: Ruhe in Frieden, Großer

Schweren Herzens habe ich heute morgen die Nachricht vernommen: Bud Spencer weilt nicht mehr unter uns. Der am 31. Oktober 1929 als Carlo Pedersoli geborene Italiener war einer der größten Helden meiner Jugendzeit. Ruhe in Frieden, Bud Spencer.

Carlo war in seiner Jugend ein engagierter Schwimmer, der 1952 und 1956 sogar an den Olympischen Spielen teilnahm. Bereits Anfang der 50er Jahre fand er durch Statistenrollen erstes Gefallen an der Schauspielerei, zum Beispiel im Monumentalfilm "Quo Vadis". Die Rollen wurden bald größer und 1959 spielte er in Film "Hannibal" erstmals an der Seite von Mario Girotti, einem alten Bekannten aus Schwimmerzeiten, der als "Terence Hill" sein späterer Filmpartner werden sollte.

Der Durchbruch als Schauspieler gelang ihm aber erst 1967 mit dem Film "Gott vergibt, Django nie!" (Dio perdona… io no!), nachdem er ein paar Jahre lang verstärkt als Komponist hervortat. Erneut trifft er auf Girotti und beide legen sich für den Film ihre bekannten Künstlernamen zu. Das Duo Spencer/Hill ist geboren.

Bud Spencer ist sicherlich am bekanntesten für diese gemeinsamen Auftritte mit Terence Hill. Wie oft habe ich als Kind Filme des Duos mit meinem Vater und Bruder im "Kino um die Ecke" gesehen, denn ihre Streifen wurden in den 70ern in etlichen kleinen Filmtheatern rauf und runter gespielt. Als in den 80er Jahren der große Videoboom startete, hatten wir die meisten ihrer Film auf VHS und sahen diese dutzende Male - weil mein Bruder und ich die beiden verehrten - und die Videosammlung meines Vaters damals noch recht bescheiden war.

Zum Erfolg in Deutschland, wo das Duo ihre größte Fangemeinde fand, trug sicherlich die oftmals extrem flapsige Synchronisation bei. In anderen Ländern beeindruckten sie hauptsächlich durch die für das Team bekannten Prügelszenen in ihrem Filmen, während die Dialoge selbst eher nüchtern übersetzt wurden.

Interessanterweise sind es aber nicht die Schlägereien, auf die ich mit der größten Nostalgie zurückblicke. Es sind eher Szenen wie die Chor-Sequenz aus "Zwei wie Pech und Schwefel", die als herrlich komisch in meiner Erinnerung hängen blieb (einfach mal "Bud Spencer Chor" auf YouTube suchen). Aber auch die Momente in ihren Filmen, die sich ums Essen drehten, waren immer hervorragend. Niemals werde ich das Gelage aus "Das Krokodil und sein Nilpferd" vergessen, in dem Hill einen Hummer samt Schale verdrückt (YouTube "Bud Spencer Festmahl") oder die Szene, in der Hill in "Zwei Asse trumpfen auf" Spencer ein Steak aus der Pfanne angelt. Auch in den Western der beiden gibt es etliche Sequenzen, in denen die eine oder andere Mahlzeit - bevorzugt Bohnen - verspeist wird und dies genüsslich und extrem witzig zelebriert wird.

Auch die Solofilme des Stars waren absolut sehenswert, allen voran "Sie nannten ihn Mücke" und die beiden auf Kinder zugeschnittenen Sci-Fi-Komödien um einen minderjährigen Ausserirdischen, der von Spencer in der Rolle eines Kleinstadt-Sheriffs beschützt wird ("Der Große mit seinem ausserirdischen Kleinen" / "Buddy haut den Lukas").

Insgesamt stellt, wenn ich Buddies Filmographie Revue passieren lasse, der Eintrag "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" meinen Favoriten dar. Ich kann nicht einmal mehr genau sagen, warum ich so empfinde. Momentan sitzt mir, nachdem ich nur kurz an den Film gedacht habe, bereits wieder der Titelsong "Flying Through The Air" von Oliver Onions als Ohrwurm fest im Hinterkopf - vielleicht ist ja der Soundtrack einer der Gründe. In jedem Fall muss ich den Film bald mal wieder anschauen, denn wie ich heute mit Schrecken feststellen musste, habe ich die meisten Bud-Spencer-Filme seit Jahren nicht gesehen, seit Jahrzehnten, wenn ich ehrlich bin. Dies mindert aber in keiner Weise meine wohlgeneigten Erinnerungen und schmälert nicht den Platz, den Bud Spencer in meinem Herzen einnimmt.

Wenn ich an das Duo Spencer/Hill denke, war immer Buddy mein Favorit. Sicherlich sind beide für die Dynamik ihrer Filme gleichsam wichtig, aber während Terence meist den etwas durchtriebenen Charakter darstellte, der eher egoistische Motive verfolgte, spielte Bud hauptsächlich das gutmütige und gelassene Gegenstück, welches uneigennützige Ziele verfolgte. Er war oftmals das "Opfer" von Hills Schelmereien, aber durch seine Kraft auch regelmäßig derjenige, der zuletzt am besten lachen konnte.

Bud Spencer war ein großer Star, eine stattliche Erscheinung und - soweit dies für mich nachvollziehbar ist - ein guter Mensch. Die einzigen "negativen" Nachrichten, die man über ihn hören konnte, waren Berichte über Verletzungen von Stuntmen am Set, welche er - seiner Kurzsichtigkeit geschuldet - bei Aufnahmen von Prügeleien versehentlich tatsächlich traf. Da hier keine Absicht vorlag, spricht dies aber nicht gegen ihn. Alle Berichte über den Schauspieler waren positiv - man konnte sich also immer ruhigen Gewissens als Fan zu erkennen geben.

Ich kann mich nur wiederholen: Mit Bud Spencer ist gestern, am 27. Juni 2016, eines meiner größten Kindheitsidole verstorben - und ein Idol für eine gesamte Generation.
Als Fan ist es ein Trost zu wissen, dass er im stolzen Alter von 86 Jahren friedlich und im Kreise seiner Familie entschlief. Sein letztes Wort soll Berichten zufolge ein "Danke" an seine Familie gewesen sein.

Carlo, im Namen deiner Fans möchte ich ein herzliches "Danke" erwidern. Danke für deine Gutherzigkeit, die schönen Erinnerungen, die tolle Unterhaltung. Ruhe in Frieden, Großer.


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