Samstag, 31. Dezember 2016

Broken Sword: The Shadow of the Templars - Director's Cut

Deutscher Titel: Baphomets Fluch - Director's Cut.

Über die Weihnachtstage krank zu sein, ist zwar nicht wirklich schön, erzeugt aber eine Menge Freizeit. Daher konnte ich endlich das Spielen der "Broken Sword"-Adventure-Reihe in Angriff nehmen, was ich bereits seit Ewigkeiten plane.

Bei dieser Reihe handelt es sich um klassische Point-and-Click-Adventures, in denen der Spieler Aufgaben und Rätsel lösen muss, um die Handlung voranzutreiben. Mittlerweile besteht die Serie aus fünf Teilen, die seit 1996 veröffentlicht wurden. Der neueste Eintrag wurde Dezember 2013 veröffentlicht, beziehungsweise die erste Hälfte. Über eine Kickstarter-Kampagne wurde die Produktion finanziert und das Game dann in zwei Teilen veröffentlicht. Seitdem habe ich mir vorgenommen, die Reihe nachmal von Anfang an durchzuspielen - besonders nachdem der letzte Teil Ende 2015 auch für die PS4 portiert wurde.

Den ersten Teil hatte ich bereits 1996 gespielt, aber nach 20 Jahren sind von der Handlung nur grobe Erinnerungen verblieben und die meisten Details verblasst, weshalb ich mir das Spiel erneut vorgenommen habe, diesmal jedoch im überarbeiteten "Director's Cut".

Inhaltsangabe:
Als Spieler schlüpfen wir in die Rolle der Nicole "Nico" Collard, einer jungen Pariser Reporterin, die durch ihr Interview mit einem berühmten Philanthropen, der in ihrer Anwesenheit ermordet wird, auf die Spur einer geheimen Bruderschaft gerät. Der Mord steht mit weiteren Attentaten in Verbindung, die in den vergangenen Wochen in anderen Teilen der Welt erfolgten. Während sie die ersten Hintergründe aufdeckt, nimmt ein anonymer Informant mit ihr Kontakt auf, welcher jedoch kurz vor dem geplanten Treffen selbst Opfer des Attentäters wird und in einer Explosion das Zeitliche segnet.

Ab diesem Moment übernehmen wir die Steuerung eines neuen Charakters, die des Amerikanischen Touristen George Stobbart, der Augenzeuge des Anschlags war und beinahe selbst zum Opfer wurde. George beginnt nun seine eigene Recherche, durch die er bald auf Nico trifft und fortan mit ihr zusammenarbeitet. Bis auf eine kurze Intermission, für die wir erneut in Nicos Rolle schlüpfen, steuern wir für den Rest des Spiels Georges Unternehmungen und kehren zwischendurch immer wieder in Nicos Wohnung zurück, um Status-Reports zu geben.

Bald finden wir heraus, dass die Templer hinter dem Geschehen stecken, beziehungsweise selbsternannte Nachfolger der Tempelritter, welche auf der Suche nach dem "Broken Sword" (Zerbrochenem Schwert) sind, einer geheimnisvollen Waffe, die ihnen die Weltherrschaft sichern soll. Zwar geben die Neo-Templer vor, im Sinne der Menschheit zu handeln, ihre Methoden sprechen jedoch eine andere Sprache, sodass es Nico und George obliegt, die Welt zu retten. Den Großteil der Handlung verbringen wir dabei in Paris, doch es gibt auch Abstecher nach Spanien, Syrien und Irland, bevor es in Schottland zum Finale kommt.

Besprechung:
Es ist schwierig, aus heutiger Sicht eine objektive Bewertung für dieses Spiel abzugeben. Als das Spiel 1996 erschien, war es ein Meilenstein im Adventure-Genre. Die Grafik war hervorragend und der Spielwitz und die Handlung entsprachen dem damaligen Standard. Seither ist jedoch viel Zeit vergangen und die Spielgewohnheiten haben sich verändert - nicht umsonst ist es seit Anfang des neuen Jahrtausends eher still im Genre geworden.

Das Spiel ist immer noch unterhaltsam, aber die Rätsel und der Spielverlauf sind aus heutiger Sicht etwas mau. So findet man sich in einigen Szenen ohne klaren Auftrag wieder und beginnt, Gegenstände zu sammeln, ohne zu wissen, ob und wozu man diese später benötigt. Zugegeben, dies ist ein Standardbestandteil von klassischen Point-and-Click-Adventures und wurde damals nicht weiter hinterfragt. Jedoch gibt es ganze Rätsel, die man löst, nur weil sie existieren und man findet erst später den Hintergrund heraus. Zum Beispiel sabotiert man die Zapfanlage in einer Kneipe, um Zugang zum Keller zu erlangen, bevor es überhaupt einen echten Grund gibt, sich Zugang zu verschaffen. Mit einer entsprechenden Portion Nostalgie im Herzen lässt sich dieses Manko jedoch halbwegs verschmerzen.

Enttäuschender ist jedoch die Präsentation dieses "Director's Cut", welcher für den PC im Jahre 2010 veröffentlicht wurde. Ich hatte hierbei eine komplette Überarbeitung der Grafik erwartet, ähnlich wie es bei den ersten beiden "Monkey Island"-Spielen der Fall war. Tatsächlich wurden innerhalb des Spiels einige Figuren und Hintergründe überarbeitet, der Großteil des Spiels liegt jedoch unverändert vor, wodurch der Gesamteindruck noch unausgeglichener wirkt. Den Titelzusatz "Director's Cut" erhielt das Spiel, weil neue Passagen eingefügt wurden. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um eine neue Vorgeschichte des Spiels, welches 1996 erst mit der Explosion und dem Auftritt von George begann. Im ursprünglichen Spiel sitzt Nico tatsächlich die ganze Zeit nur in ihrer Wohnung und "recherchiert", während George durch die Gegend rennt und die gesamte Arbeit leistet. Erst am Ende des Spiels ist Nico aktiv dabei, wird aber auch dort nicht durch den Spieler gesteuert.

Die neuen Szenen sollen dies ändern, da man ab dem zweiten Teil der Reihe auch in Nicos Rolle schlüpft und man dies nun auch im ersten Teil retroaktiv korrigieren wollte. Das Problem ist jedoch, dass dies nur am Anfang des Spiels geschieht - von einer kurzen Sequenz in der Mitte mal abgesehen - und Nico ansonsten genauso inaktiv ist, wie in der Erstauflage. Dadurch wirkt ihr Herumsitzen im weiteren Verlauf jedoch noch störender und erzeugt somit die entgegengesetzte Wirkung. Zudem liegen die neuen Sequenzen in besserer Grafik vor, wodurch der Gesamtbild noch weiter auseinanderdriftet. In diesen Szenen wird übrigens eine an den Haaren herbeigezogene Beziehung zwischen Nicos verstorbenem Vater und den Templern hergestellt, die weder Sinn ergibt noch einen Mehrwert für die Handlung bietet. Fast schon peinlich ist dann, dass Nico aus einem fadenscheinigen Grund beschließt, George später nichts davon zu erzählen, damit der Rest der Handlung unverändert bleiben kann - was nur noch deutlicher macht, dass das Einfügen der neuen Passagen absolut überflüssig war.  

Ein weiterer Unterschied im Director's Cut ist das Einkopieren von Großaufnahmen der Gesichter der Protagonisten an den Rändern des Bildes, die während der Dialoge in etwas zeitgemäßerer Qualität die Mimik der Charaktere zeigen sollen. Dabei sehen jedoch einige der Gesichter ihren kleinen Pixel-Vorlagen überhaupt nicht ähnlich und auch dieser Gimmick treibt die Handlung nicht wirklich voran. Stattdessen werden zum Teil Bildelemente durch die neu eingefügten Elemente verdeckt und der Spieler wird eher vom übrigen Geschehen abgelenkt - und abermals wirken sich die Grafikunterschiede eher negativ auf den Gesamteindruck aus.

Als letzten Unterschied hat man einige der Bildrätsel überarbeitet bzw. neue Rätsel eingefügt, welche jedoch zum Teil albern einfach oder schlecht durchdacht sind. Einige der Rätsel stellen sogar einen Konflikt zur Handlung dar, wenn zum Beispiel ein Kristall als Linse benutzt wird, um ein Mosaikbild zu entziffern und der Spieler auf einmal Schichten des Kristalls ausrichten muss, die es in der Linse gar nicht geben kann, da diese massiv ist.

Es gelingt dem Spiel jedoch sehr gut, durch den Handlungsverlauf eine gewisse Spannung und Erwartungshaltung für die Auflösung aufzubauen. Das Ende ist jedoch - damals wie heute - sehr überstürzt und etwas enttäuschend, da niemals richtig erklärt wird, was das "Broken Sword" genau ist und warum es so mächtig und gefährlich ist. Dadurch wirkt das ohnehin schon kurzgehaltene Finale noch weniger beeindruckend.

Abschließend kann ich nur sagen, dass man die Finger vom Director's Cut lassen sollte, denn keine der Neuerungen wertet das Spiel auf. Ganz im Gegenteil zerstören die Änderungen sogar die ursprüngliche Kohärenz des Spiels. Zum ursprünglichen Release 1996 hätte das Spiel bestimmt 7-8 Punkte von mir erhalten. Durch den Filter der Nostalgie gäbe es heute dafür immerhin noch gut 5-6 Punkte, jedoch nicht für diesen "Director's Cut", denn diesen gilt es hier zu bewerten.

Bewertung: 4,5/10


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