Sonntag, 23. Juli 2017

Swiss Army Man (2016)

Deutscher Titel: Swiss Army Man.

Inhaltsangabe:
Hank ist gestrandet, sowohl buchstäblich, als auch im übertragendem Sinne. In seinem Leben geht es nicht voran, seine Angst zu versagen, ließ ihn immer auf der Stelle treten - und nun ist er auf einer einsamen Insel gestrandet, auf einem mickrigen Fels ohne lebensrettende Vegetation. Um der Einsamkeit und dem Hungertod zu entgehen, hat er sich bereits eine Schlinge um den Hals gelegt. Just in diesem Moment wird ein Körper an den Strand gespült. Nach einem Augenblick der Euphorie stellt Hank fest, dass es sich um eine Wasserleiche handelt. Als er sich enttäuscht zurück auf den Weg zum Strick begeben will, gibt der Kadaver Laute von sich. Nach näherer Untersuchung stellt Hank fest, dass der Leichnam durch Verwesungsprozesse Gas entwickelt, welche diesen flatulenzähnlich verlassen. Dabei entwickelt der Körper einen solchen Antrieb, dass Hank ihn wie einen Jet-Ski nutzen und sich daher von der Insel verabschieden kann. 

Bald findet sich Hank mit seinem "Gefährt" an einem größeren Strand wieder. Er weiß nicht, ob es sich wieder um eine Insel oder um Festland handelt. Er findet jedoch Spuren von Zivilisation, was ihm die Hoffnung gibt, landeinwärts Hilfe zu finden. Bis dahin bekommt er es jedoch mit vielen Gefahren und Hindernissen zu tun, bei denen sein lebloser Begleiter, den er Manny getauft hat, sich immer wieder lebensrettend erweist und ihm immer das bietet, was er gerade benötigt - wie ein Multifunktionswerkzeug, eben ein "Swiss Army Man". Als die Einsamkeit Hank zu erdrücken droht, beginnt Manny sogar zu sprechen und das ist nur der Anfang.

Besprechung:
Die schwarze Komödie ist mit Paul Dano als Hank und "Harry Potter" Daniel Radcliffe als Manny gut besetzt. Dano trägt seinen Part gewohnt souverän und Radcliffe beweist erneut ein sicheres Händchen bei seiner Rollenwahl. Seit den Ende der Harry-Potter-Reihe konnte er mehrfach zeigen, dass er auch außerhalb des Franchises seinen Mann stehen kann. Es ist nicht leicht, ein unbelebtes Objekt zu spielen und er kann überzeugen. In den späteren Teilen des Films, in denen seine Charakter partiell Leben aufweist, agiert er so facettenreich, wie es ihm der Part erlaubt.


Der Film selbst schwankt permanent zwischen Albernheit und Anspruch hin und her, schafft hierbei jedoch eine gute Balance. Stellenweise war zu befürchten, dass uns mit diesem Streifen der längste Furz-Witz der Filmgeschichte präsentiert wird, wobei hier sicherlich ein Anwärter vorliegt, jedoch wurde das Thema ziemlich schnell für den Großteil der Laufzeit ausgeklammert. 

Mit zunehmender Laufzeit verliert der Film jedoch an Fahrt und verlässt sich zu sehr auf seine originelle Prämisse. Dabei wird er nie wirklich langweilig, aber grad im Mittelteil, in dem Hank im Wald sein Lager aufschlägt, ist das Geschehen eher langatmig, als interessant. Gleichzeitig steigt der Creepiness-Faktor, denn Hank verhält sich immer abstruser und der Zuschauer, der sich bisher noch bedingt mit ihm identifizieren konnte, verliert allmählich den Zugang zu seiner Figur. 

Während sich die Handlung immer mehr in Merkwürdigkeiten und Nebensächlichkeiten verliert, fragt man sich als Zuschauer fortlaufend, wie die Haupthandlung zu verstehen ist. Haben wir es mit einer Dramödie zu tun, die den regulären Naturgesetzen folgt und somit spielt sich alles nur in Hanks Kopf ab oder liegt hier ein Fantasyfilm vor und wir sollen das Geschehen für bare Münze nehmen? Ist dies eine Allegorie auf das Leben an sich, befinden wir uns auf einer Metaebene oder liegt eine Mischung all dieser Faktoren vor? Man ist in jedem Fall gespannt, wie die beiden Regisseure die Handlung auflösen werden, wird hierbei jedoch zu großen Teilen sich selbst überlassen. Am Ende werden zumindest ein paar der Interpretationsmöglichkeiten eliminiert, doch Hank wird in einer unbefriedigenden Situation zurückgelassen - wie auch der Zuschauer. In Hanks Leben hat sich letztlich nichts wirklich zum Besseren gewendet, er versteht sein eigenes Handeln nur ein wenig besser - und vielleicht ist das ja schon das Beste, was man sich vom Leben erhoffen kann. Insgesamt wirkt das Ende jedoch etwas lieblos, als wäre die Skurrilität der Handlung den Machern wichtiger gewesen, als die Geschichte selbst. Dies mag zu einem gewissen Grad auch legitim sein, lässt die Zuschauer aber nach einer kuriosen Reise unnötigerweise unbefriedigt zurück. 

Durch die hervorragenden Darstellerleistungen und den ehrenvollen Ansatz, mal etwas völlig anderes auf die Leinwand zu zaubern, ergibt sich insgesamt dennoch ein leicht überdurchschnittliches Gesamtbild.

Bewertung: 6,5/10


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