Mittwoch, 17. August 2016

Fantasy Filmfest Quickies 2016

Auf dieser Seite findet ihr die Kurzbesprechungen zum gesamten Festivalprogramm. Erstmals habe ich diese nicht auf Facebook, sondern direkt auf dieser Seite des Blogs veröffentlicht.

Tag 1


Swiss Army Man (2016) - Eröffnungsfilm
Was macht der einsame Schiffbrüchige, wenn er eine Wasserleiche am Strand findet? Er macht den Kadaver zu seinem besten Freund und benutzt ihn als Multifunktionsgerät, welches ihn aus jeder Situation rettet. Besonders die Verwesungsgase lassen sich prima nutzen.
Gut besetzte und gespielte schwarze Komödie, die permanent zwischen Albernheit und Anspruch hin und her schwankt und damit über weite Strecken erstaunlich gut funktioniert. Mit steigender Laufzeit erhöht sich jedoch der Creepiness-Faktor und einige Szenen werden zu lang ausgewalzt, um interessant zu bleiben. Der Zuschauer fragt sich unterdessen den ganzen Film über, ob die Handlung als Fantasy goutiert werden soll, ob sich alles nur im Kopf des Hauptdarstellers abspielt oder die gesamte Handlung gar eine Allegorie auf das Leben an sich darstellt. Am Ende werden zumindest ein paar Optionen teilweise eliminiert, doch fragt sich der Zuschauer dennoch "Und nu?".
Durch die hervorragenden Darstellerleistungen und den ehrenvollen Willen der Macher, mal etwas völlig anderes zu präsentieren, ergibt sich ein überdurchschnittliches Gesamtbild.
Bewertung: 6,5/10.

Havenhurst (2016)
Eine alte Dame bietet kostenlos Wohnungen ihres riesigen Apartmenthauses an, um Menschen mit Drogen- oder anderen Problemen wieder auf die Beine zu helfen. Doch wenn die Bewohner rückfällig werden, droht ihnen nicht nur eine Terminierung des Mietvertrags.
Der Film ist mit Julie Benz in der Hauptrolle gut besetzt und die Grundstory ist durchaus interessant. Leider hat sie und der insgesamt solide Cast hauptsächlich mit den Logikfehlern des Drehbuch zu kämpfen, wodurch die Auflösung der Handlung immer mehr an Relevanz verliert. Der Kampf endet mit einem Unentschieden: Durchschnitt mit verschenktem Potential.
Bewertung: 5/10.

Tag 2


Bed of the Dead (2016)
Ein Baum, an dem im Mittelalter rituelle Morde vollzogen wurden. Ein Bett, geschnitzt aus dem Holz jenes Baumes. Ein mietbares Zimmer in einem Sexklub, in dem das Bett nun steht. Jeder, der sich darin zur Ruhe legt, wird mit seinen größten Sünden konfrontiert. Zwei Pärchen müssen sich nun ihren Geistern stellen - und nur die schuldfreien werden die Nacht überstehen.
Mit dieser Prämisse erwartet man einen Film, der ein bisschen trashig, cheesy und frei von jeglichem Anspruch ist, was dem Vergnügen keinen Abbruch tun muss. Leider ist das Ganze recht uneinheitlich, was den Spaß in Grenzen hält: Die Geschichte der zwei Pärchen, in Rückblenden erzählt, ist solide gespielt und recht ernsthaft, während die restliche Handlung die polizeilichen Ermittlungen zeigt, bei denen alle Polizisten klischeehaft ins Lächerliche überzeichnet wurden. Als dann auch noch ein Zeitparadoxon die beiden Handlungsebenen zu verbinden versucht, ist die Luft endgültig raus. Immerhin waren die wenigen Effekte recht solide.
Bewertung: 4/10

Happy Birthday (2016)
Ein junger Mann wird an seinem Geburtstag von seiner Freundin betrogen - woraufhin ihn sein bester Freund auf einen Trip nach Mexiko einlädt, um das Ereignis zu vergessen. Dabei geraten die beiden jedoch in die Klauen des größten Entführerrings des Landes.
Wenn man über die üblichen Mexiko-Klischees mal hinwegsieht, liegt hier ein durchaus unterhaltsamer Genreeintrag vor, welcher mit Humor erzählt wird und mit mehreren Twists aufwartet, die den Großteil der Zuschauer in die Irre führen sollten.
Bewertung: 5,5/10.

Abattoir (2016)
Ein mysteriöser Sammler kauft Häuser, in denen schreckliche Verbrechen verübt wurden, nur um sich den "Kill-Room" zu entfernen und die restliche Immobilie dann weiterzuverkaufen. Nachdem die Schwester und der Neffe der Hauptdarstellerin zu Opfern wurden, beginnt sie ihre eigene Recherche, die sie in ihre Heimatstadt führt, ein kleines Kaff mit einer kranken Vergangenheit.
Wenn der Regisseur der meisten Teile des Saw-Franchises einen neuen Film präsentiert, erwartet der Genre-Fan Twists und Splatter, bekommt hier aber nur eine laue, unspannende Geisterstory mit mauen CGI-Gespenstern geboten. Die Darsteller geben sich Mühe, können ihren eindimensional geschriebenen Rollen aber auch nicht mehr Tiefe verleihen. Erneut eine nette Grundidee, deren Potential verschenkt wurde, wobei letztendlich nur knapp durchschnittliche Genrekost entstanden ist.
Bewertung: 4,5/10.

The Devil's Candy (2015)
Ein geistig simpel gestrickter Sohn hört im Landhaus der Eltern Stimmen, die ihn zum Morden verleiten. Nachdem er auch seine Erzeuger meuchelte, wird das Haus an eine Familie mit Kind verkauft. Schon bald steht der Vater, ein Maler, im Bann der mysteriösen Macht und seine Gemälde werden nicht nur düsterer, sondern scheinen auch die Zukunft zu prophezeien. 
Sehr gut besetzter Horrorfilm, der das Dämonenthema nicht zu sehr auswalzt und gut unterhält. Pruitt Taylor Vince glänzt in der Rolle des infantilen Killers und Ethan Embry spielt den Vater, der nur seine Familie mehr als die Malerei und Heavy Metal liebt, ebenfalls sehr überzeugend. Der Film gefällt und besonders das Ende ist überraschend angenehm, etwas das beim heutigen Horrorfilm eher selten der Fall ist.
Bewertung: 7/10.

The Crew (2015)
Eine Gruppe von Berufsverbrechern landet durch einen Fehler in der Schuld einer anderen Gang, die sie zu einem Überfall zwingt, den die Crew ohne weiter Vorbereitung durchzuführen hat. Erwartungsgemäß geht dabei einiges schief und bald kämpft Bande gegen Bande und gegen die Polizei.
In Frankreich ein riesiger Kinoerfolg, kann man dem Film seine Produktionswerte nicht absprechen und auch die Besetzung spielt überzeugend. Doch irgendwie war alles schon Dutzende Male  in ähnlicher Art zu sehen und das Fehlen jeglicher Identifikationsfiguren bringt auch keine Pluspunkte, denn die "guten" Gauner verwickeln ihre Familienangehörigen in das Geschehen, was mehreren Unschuldigen das Leben kostet.
Bewertung: 4,5/10.

Tag 3


Deep in the Wood (2015)
Als ein vierjähriger Junge verschwindet, hält das ganze Dorf den Vater für den Schuldigen. Fünf Jahre später findet die Polizei das Kind und kann dies mittels DNS-Tests zweifelsfrei nachweisen. Während der Vater den Sohn mit offenen Armen empfängt, bezweifeln seine Frau und deren Vater dessen Identität, da nicht einmal der Familienhund den Kleinen wiedererkennt. Opa glaubt sogar, im Filius den Leibhaftigen zu erkennen.
Italienischer Thriller, der seine Geschichte ruhig erzählt und mit überzeugenden Charaktermimen aufwarten kann. Die Auflösung kann mit einigen Twists punkten und weiß zu gefallen, da hier geschickt mit Genrekonventionen gespielt wird.
Bewertung: 6,5/10.

The Lesson (2015)
Ein Lehrer wird von seiner Klasse schikaniert und beschließt, den Schülern eine besondere Lektion zu verpassen.
Etwas unausgegorene Mischung aus simplifizierendem Sozialdrama und Torture-Porn, bei dem das Drehbuch die große Schwachstelle ist. Als Beispiel: Warum fängt der Lehrer nur zwei Schüler für sein "Nachsitzen" ein und verbringt den halben Film mit einem der Beiden, während der Andere ohnmächtig ist? Es hilft dem Film auch nicht, dass er optisch wie ein billig produzierter TV-Beitrag wirkt. Ein paar interessante Dialoge und die darstellerische Leistung des Schauspielers, der den Lehrer spielt, retten den Film vor einem Totalausfall.
Bewertung: 3,5/10.

Yoga Hosers (2016)
Kanada: Zwei Schülerinnen arbeiten in einem Minimarkt, der über einem geheimen Bunker errichtet wurde. Aus diesem steigen fußgroße Brazis (Bratwurst-Nazis) empor, welche durch ein fehlgeschlagenes Klonexperiment entstanden, bei dem 100 Hitlers auf Hackfleischbasis herangezüchtet werden sollten. Nur mit Hilfe ihrer Yoga-Selbstverteidigungskenntnisse können sie die braune Gefahr stoppen.
Der Film ist genauso durchgeknallt, wie er klingt. Als Quasi-Fortsetzung des anstrengenden "Tusk", in dem ein Podcaster gewaltsam in ein Walross umgewandelt wird - und nach der Sichtung des Trailers, waren die Erwartungen gering. Wenn man sich jedoch auf die trashige Prämisse einlässt, erwartet einen eine Melange aus herrlich schrägen Einfällen und Ideen, die so doof sind, dass es weh tut. Für Abgehärtete lohnt sich die Sichtung auf jeden Fall. Besonderer Bonus: Johnny Depp spielt eine größere Rolle als Detektiv, wobei er durch sein Make-up kaum zu erkennen ist. Man könnte vermuten, er habe die Rolle nur angenommen, weil seine Tochter eine der beiden Hauptdarstellerinnen ist, aber dafür macht ihm die Teilnahme an diesem absurden Quatsch sichtlich zuviel Spaß.
Bewertung: 6,5/10.

The Neighbor (2016)
John ist ein Kleinkrimineller, der für seinen Onkel einen Drogenumschlagplatz in einem entlegenen Landhaus verwaltet. Auch sein Nachbar scheint nicht ganz gesetzestreu zu sein, aber eine Krähe hakt bekanntlich der Anderen kein Auge aus - bis Johns Frau zu neugierig wird und verschwindet. Als sich John auf der Suche nach ihr im Keller des Nachbarn umsieht, macht er erschreckende Entdeckungen.
In den beiden "Collector"-Filmen, beide ebenfalls unter der gleichen Regie entstanden, konnte Josh Stewart bereits die Rolle des sympathischen Kriminellen, der widerwillig zum Helden wird, perfektionieren. Auch wenn hier ähnliche Handlungselemente erkennbar sind, ist das Ergebnis dennoch eine eigenständige und runde Sache geworden. Die Auflösung ist sehr befriedigend und wird durch das geschickt für eine Fortsetzung offen gelassene Hintertürchen nicht getrübt. Klare Empfehlung!
Bewertung: 7,5/10.

Scare Campaign (2016)
Eine Reality-Show hat sich darauf spezialisiert, Geistererscheinungen zu fingieren und ahnungslose Mitmenschen zu erschrecken. Dem Sender ist die Show zu zahm geworden, insbesondere da es im Internet einen neuen, illegalen Quotenrenner gibt, in dem maskierte Killer, die "Masked Freaks", ihre echten Morde filmen. In ihrem Versuch, die Sendung relevanter zu gestalten, organisieren die Produzenten eine verlassene Nervenklinik als Drehort und arbeiten mit zahlreichen Twists, doch die finale Wendung haben sie nicht erwartet.
Unterhaltsamer Genreeintrag, der überraschenderweise nicht die erwartete, etwas überstrapazierte, Geister-im-Irrenhaus-Thematik bedient, sondern die Slasher-Route einschlägt. Hier wird zwar nicht das Rad neu erfunden, aber die Handlung, wenn auch partiell vorhersehbar, bleibt insgesamt spannend, der Cast weiß zu gefallen und die Effekte, besonders gegen Ende hin, sollten alle Splatterfans zufrieden stellen.
Bewertung: 6,5/10.

Tag 4


Mojin - The Lost Legend (2015)
Drei chinesische Grabräuber, eine im Film altehrwürdige und vererbte Profession, werden zur Suche nach einem Amulett gezwungen, welches die Toten zu neuem Leben erwecken kann.
Mehr braucht man eigentlich nicht zur Handlung zu sagen, da der Film von seiner Optik und der Action lebt. Viele der Effekte des in nativem 3D gedrehten Film unterstützen das Format eloquent. Auch wenn die Technik modern ist, kann ein chinesischer Blockbuster dennoch nicht auf die üblichen Versatzstücke verzichten - hier stellvertretend erwähnt sei der ewig schrill kreischende Nebencharakter, der als "Comic Relief" vorgesehen ist, den westlichen Zuschauer aber eher nerven dürfte. Die Untertitel waren wie gewohnt viel zu schnell, um sie immer komplett lesen zu können, aber die Handlung war dennoch verständlich. Besonders interessant war die politische Gratwanderung der Handlung. So machte man sich ein wenig über die Mao-Periode lustig, ohne zu abschätzig zu sein und gab sich teils modern, verteufelte aber zumindest ein wenig den Kapitalismus. Insgesamt hat das ganze Spaß gemacht, wird sich aber sicherlich nicht ins Langzeitgedächtnis brennen.
Bewertung: 6/10.

Shelley (2016)
Eine junge Rumänin wird von einem dänischen Pärchen als Haushälterin eingestellt und später dazu überredet, als Leihmutter zu fungieren. Doch irgendetwas verläuft bei der Schwangerschaft merkwürdig.
Es wird immer wieder angedeutet, dass das Kind der Teufel oder irgendein übernatürliches Wesen sein könnte, aber augenscheinlich hat niemand der Beteiligten etwas Derartiges geplant und aufgelöst wird dies auch nicht eindeutig. Stattdessen glaubt der Film, von seiner Atmosphäre und den Charakteren leben zu können. Dafür hätte man die Figuren aber in irgendeiner Art entwickeln müssen, statt eindimensionale Pappkameraden zu bieten. Nichts erfährt man über ihre Hintergründe und Motivationen. Der Regisseur wollte sich am Ende sicherlich selbst auf die Schultern klopfen und einen tollen Arthouse-Film erschaffen - hat er aber nicht. Stattdessen gibt’s 92 Minuten gepflegte Langeweile.
Bewertung: 2/10.

Psycho Raman (2016)
Ein Soziopath ist inspiriert von einem Serienkiller der 60er Jahre und imitiert diesen - und er sucht einen Gleichgesinnten für seine Nachfolge.
Solider Serienkiller-Film aus der Sicht des Killers, der keinerlei Moral kennt und Morden als Selbstverständlichkeit betrachtet. Im Grunde nichts Neues und solides Mittelmaß, ist der Film jedoch interessant, da es sich um einen indischen Beitrag handelt, wie man diesen aus Bollywood noch nie gesehen hat. Hier gibt es statt Musikeinlagen und Bauchtanz ungewohnte Charaktere und Gewalt - und der Hauptdarsteller mimt den Psycho absolut überzeugend.
Bewertung: 6/10.

The Girl with All the Gifts (2016)
Pilzsporen haben den Großteil der Menschheit in hirnlose Zombies verwandelt. Es gibt jedoch eine zweite Generation: Kinder, die im Mutterleib infiziert wurden. Diese Generation ist intelligent, kann aber ihre kannibalistischen Instinkte nicht kontrollieren - bis auf Melanie, die sich erstaunlich gut unter Kontrolle zu haben scheint, wenn sie sich in der Nähe ihrer Lehrerin befindet. Dennoch sind sie und ihre gleichaltrigen Mitschüler für das Militär nur Versuchsobjekte, die ihre Intelligenz nur vortäuschen und einzig als Mittel zum Zweck taugen, ein Gegenmittel zu entwickeln. 
Interessante Herangehensweise an das Thema "Zombies", die hier als erste Evolutionsstufe einer neuen Spezies betrachtet werden können. Geschickt wird mit der Frage gespielt, was den Menschen ausmacht und wie wir "Leben" definieren. Melanie beeinflusst sowohl den Zuschauer als auch die Charaktere, die mit ihr interagieren, in ihrer Wahrnehmung dieser potentiell neuen Lebensform. Die Frage ist jedoch auch, als was sich Melanie sieht: Mensch oder Botschafter einer neuen Art. Die Spannung kommt aber dennoch nicht zu kurz, sodass hier ein gelungener Horror-Mix für Augen, Kopf und Herz vorliegt.
Bewertung: 7,5/10.

The Eyes of My Mother (2016)
Niemanden dürfte es verwundern, dass Francisca als Erwachsene leichte soziale Probleme aufweist und über Leichen geht: Als sie ein Kind war, hat ihre Mutter mit ihr Tiere seziert. Später wurde Mama von einem Serienkiller zerhackt, während sie im Nebenzimmer zuhören musste. Ihr Papa hat den Killer dann misshandelt und in der Scheue angekettet. Seither nutzt Francisca den Gefangenen als Versuchskaninchen für Ihr medizinisches Interesse und entfernt ihm erst einmal die Augen.
Kleiner Arthouse-Thriller aus Portugal, der in schwarz-weißen Bildern die Geschichte der Antiheldin erzählt. Interessant hierbei ist vor allem, dass die Gewalt fast immer außerhalb des Bildes stattfindet und dies durch geschickte Schnitte und ungewöhnliche Kameraeinstellungen nicht störend ins Gewicht fällt. Mit unter 80 Minuten ist die Story auch knackig kurz erzählt, sodass keine Langeweile aufkommt, die bei längerer Laufzeit wohl nicht vermeidbar gewesen wäre. So bleibt ein positiver Gesamteindruck.
Bewertung: 6/10.

Tag 5


They Call Me Jeeg Robot (2015)
Ein Kleinkrimineller wird durch Giftmüll zum Superhelden: Enorme Kraft und schnelle Wundheilung, aber er reagiert regulär auf Verletzungen und auch Gliedmaßen wachsen ihm weder wieder an noch nach, wie er anhand eines abgehackten Zehes feststellen muss. Als ein alter Freund bei einem missglückten Deal stirbt, fühlt er sich für dessen erwachsene, aber psychisch Kind gebliebene, Tochter verantwortlich, die sich seit dem Tod des Vaters in Gefahr befindet.
Eine etwas andere Superhelden-Story. Der Hero nutzt seine Kraft zuerst für selbstzweckhafte Taten und verbringt seine Zeit hauptsächlich mit dem Konsum von Pornos. Seine Schutzmission ändert aber seine Perspektive und formt aus dem Antihelden einen echten Supermann - und seine Heimat braucht den neuen Helden, denn ein Superschurke mit den gleichen Kräften kann nur von dem vormals widerwilligen Helfer gestoppt werden. Das Ganze ist etwas schmuddelig erzählt und fern des DC und Marvel Hochglanzes angelegt, was den Film zwar angenehm anders, aber auch weniger episch gestaltet. Spaß macht der Film auf jeden Fall, sollte aber fairerweise nicht an Captain America und Co gemessen werden. 
Bewertung: 6,5/10.

Get Shorty (2016) - Kurzfilmprogramm
Hier die Übersicht und Bewertungen der einzelnen Kurzfilme - 9 an der Zahl.
Arcana (2015): Eine Hexe befreit sich aus der Gefangenschaft. Außer viel Schleim und Rumgematsche gibt es nicht wirklich was zu sehen. 3,5/10.
Growing Pains (2014): Animation um einen Teenager, der zum Wolf wird, wenn ihn die Lust überkommt. Unterhaltsam, aber unnötig übersexualisiert mit einem fragwürdigen Ende, aber insgesamt ok. 5,5/10.
Twenty Fourty Three (2014): Eine Seuche bereitet dem Menschen Angst vor jeglichem Körperkontakt. Ein Wissenschaftler springt erst über seinen Schatten, als seine Angebetete als Testobjekt vor ihm steht. Recht uninspiriert und voller Nacktheit, die nichts zur Geschichte beiträgt. 3/10.
Decorado (2016): Episoden aus dem Leben einer animierten Figur, die die Welt um sie herum aus Kulisse sieht und nicht für echt hält. Witzige Clips ergeben am Ende ein stimmiges Gesamtkonzept. Empfehlenswert. 7/10.
Uncanny Valley (2015): Dystopie über die Zukunft der Virtual Reality und ihren Einfluss auf das Individuum und die Gesellschaft als Ganzes. Interessanter Denkansatz. 6,5/10.
Kookie (2016): Die Mutter eines keksversessenen Mädchens ersetzt die bisherige niedliche Keksdose mit einer in Form eines gruseligen Clowns. Dies sorgt zuerst für Albträume und später für Veränderungen. Unterhaltsamer Mini-Horror über die möglichen Auswirkungen von Erziehungsmaßnahmen. 7,5/10.
The Black Bear (2015): Fünf Freunde finden sich beim Hiking mit einem Braunbär konfrontiert. Da keiner die warnende Broschüre gelesen hat, hilft ihren ein Sprecher aus dem Off aus - allerdings mit wenig Erfolg. Schreiend komischer Fun-Splatter für Freunde von Filmen wie "Staplerfahrer Klaus". 8/10.
Interesting Ball (2014): Ein hüpfender Ball sorgt in sich überschneidenden Geschichten für Drama. Surrealistischer Film, der mit der Idee spielt, was geschehen würde, nehme man Formulierungen wortwörtlich. 5/10.
Seth (2015): Ein mental etwas unausgeglichener junger Mann möchte nichts sehnlicher, als seinen Vater zu beeindrucken, um endlich all seine Ziele erreicht zu haben. Interessante Grundidee, aber etwas zu lang ausgewalzt, sodass die Hauptfigur anstrengend und nervig wurde. 4,5/10.
Bewertung des gesamten Kurzfilmprogramms: 6/10.

Under the Shadow (2016)
Iran in den 80er Jahren. Während ihr Mann als Arzt an die Front muss, bleibt Shideh mit ihrer Tochter allein in Teheran. Ihr Haus wird zudem zusehends leerer, da die Stadt unter Raketenbeschuss steht und die Bewohner sich zu Verwandten in andere Städte flüchten. Die ideale Zeit für Djinns, böse Geister, sich Mutter und Tochter als Opfer auszusuchen.
Dies dürfte wohl einer der ersten, wenn nicht gar DER erste Horrorfilm aus dem Iran sein. Als Thema wähle man sich Djinns, die im Iran nicht als nette, wunscherfüllende Flaschengeister bekannt sind, sondern als Geisterwesen aus rauchlosem Feuer, die freundlich sein können, oft aber eine Gefahr für den Menschen darstellen. Der Film ist sehr gut besetzt und gespielt, auch wenn die Tochter etwas nervig ist, und wartet mit einigen der effektivsten Schreckmomente des diesjährigen Festivals auf. Das Ende ist ambivalent, was uns zeigt, dass auch der iranische Film sich globalen Genretrends nicht versperrt. Insgesamt sehr interessant, besonders als Spiegel der aktuellen iranischen Politik, da der Film durchaus kritisch mit Themen wie dem Tragen des Kopftuchs umgeht.
Bewertung: 7/10.

Imperium (2016)
Die amerikanischen Regierungsbehörden konzentrieren sich hauptsächlich auf islamistischen Terrorismus - doch was ist mit inländischem Terror, der z.B. von White-Surpremacist-Gruppen ausgeht? Ein Agent infiltriert die amerikanische Extremistenszene, um einen Anschlag zu verhindern, mit dem die selbsternannte Herrenrasse den von ihnen herbeigesehnten Rassenkrieg provozieren wollen.
Intelligentes Undercover-Drama, in der Daniel Radcliffe (Harry Potter) nach seiner Hauptrolle im Eröffnungsfilm "Swiss Army Man" erneut unter Beweis stellt, dass er mit seiner Rollenauswahl nach dem Abschluss der Fantasy-Reihe alles richtig macht - und seine Figuren auch darstellerisch auszufüllen vermag. Der Film vermeidet den einfachen Weg, alle White-Power-Anhänger als dumme, eindimensionale Individuen darzustellen, denn die intelligenten, manipulativen Köpfe unter ihnen sind es, von denen die größte Bedrohung ausgeht.
Bewertung: 8/10.

To Steal from a Thief (2016)
Ein Bande von Bankräubern hat ihren großen Coup minutiös geplant, aber natürlich geht einiges schief. Zum einen weiß nur der Anführer, dass das eigentliche Ziel der Aktion der Raub einer Festplatte ist, auf der sich genügend Daten befinden, um die Regierungschefin zu erpressen, zum anderen hat der überraschende Regenschauer den Fluchttunnel geflutet - und jeder Gauner denkt zuerst an sich selbst.
In diesem spanischen Krimi gibt es nichts wirklich Neues zum Thema, er ist aber interessant genug, um zu unterhalten. Solides Mittelmaß.
Bewertung: 5/10.

Tag 6


Kidnap Capital (2016)
Für illegale mexikanische Immigranten, die an die falsche Schlepperbande geraten, beginnt mit der Ankunft in Amerika noch nicht das erhoffte Glück. In Häuser inmitten der Städte werden sie gefangen gehalten und müssen sich ihre Freiheit erkaufen. Gibt es keinen Verwandten, der das Lösegeld bezahlen kann, droht der Tod. Wir begleiten eine Gruppe von Entführten, von der Ankunft in deinem dieser Häuser, bis zum Ende ihres Aufenthalts.
Interessantes Drama, das mal wieder zeigt, was sich Menschen für ein wenig Geld gegenseitig anzutun vermögen und wozu sie fähig sind, wenn sie keinen Ausweg sehen. Spannend und besser, als die Prämisse erwarten ließ. Durch das etwas enttäuschende Ende reicht es aber doch nur für eine solide Durchschnittsbewertung.
Bewertung: 5/10.

Here Alone (2016)
Nach dem Ausbruch der Zombie-Apokalypse flüchtet sich eine Mutter mit Ehemann und Baby in die Wildnis. Nachdem Kind und Angetrauter dem Virus zum Opfer fielen, vorzieht sie die tägliche Routine allein - bis ihr ein Mädchen im Teenageralter und dessen verletzter Stiefvater begegnet, den sie nach anfänglichem Zögern wieder aufpäppelt. Bald wird aus Misstrauen Zuneigung, allerdings hat die Tochter ein Problem mit der Aufmerksamkeit, die Stiefpapi der neuen Frau in seinem Leben entgegen bringt.
Erneut ein Zombiefilm, bei dem die Monster eher im Hintergrund umherschleichen, denn die eigentliche Gefahr geht vom Menschen aus. Das Ganze ist nicht langweilig, aber unspektakulär in Szene gesetzt. Das Ende ist etwas irritierend und inkonsequent, aber unter den Endzeitbedingungen möglicherweise nachvollziehbar. Kann man sich ansehen, aber man verpasst auch nichts, wenn man es nicht tut.
Bewertung: 4,5/10.

Carnage Park (2016)
Ende der 70er Jahre - eine Frau wird von Bankräubern als Geisel genommen. Nachdem der erste der beiden Täter, der beim Überfall angeschossen wurde, verblutet ist, landen der zweite Entführer und sein Opfer auf einem abgelegenen Landstrich, der sich in Privatbesitz befindet. Dass der Besitzer des Grundes seine Waffen liebt und Eindringlinge hasst, erfährt der Kidnapper durch eine Kugel, die seinen Schädel zertrümmert. Für die entführte Dame ist der Schütze jedoch nicht der Ritter in schillernder Rüstung, denn sie befindet sich nun in der Gewalt eines gefährlichen Psychopathen, der seine Opfer wie Wild über das Gelände jagt - und auf der Flucht vor dem Irren stolpert sie über mehr als nur eine Leiche.
In seiner Stimmung und Thematik erinnert der Film stark an "Texas Chainsaw Massacre", bzw. den zweiten Teil der Reihe, sowie an "House of 1000 Corpses". Möglicherweise beruhen diese Filme alle auf der selben wahren Begebenheit, denn in allen Filmen werden Opfer über weitlaufende Gelände gejagt und finden sich in unterirdischen Korridoren wieder, in denen sie erschreckende Entdeckungen machen. Ähnlich wie vormals bei "1000 Corpses" hat mir der Film mit seiner düsteren Atmosphäre gut gefallen - und erneut mag ich mit dieser Meinung (zumindest anfangs) ziemlich allein dastehen. In jedem Fall unbestreitbar legt die relativ unbekannte Schauspielerin Ashley Bell in der Hauptrolle eine Glanzleistung hin, nachdem sie vor ein paar Jahren bereits positiv in der Hauptrolle des Films "The Day" auffiel.
Bewertung: 7,5/10.

Terra Formars (2016)
Um den Mars bewohnbar zu machen, wurden Moos und Kakerlaken zum Planeten befördert. Das Moos filtert die Luft und die Kakerlaken fördern das Wachstum und die Verbreitung des Mooses - oder so ähnlich. Wichtig ist nur, dass es Kakerlaken auf dem Mars gibt, die im 500 Jahre langen Terraforming-Prozess zu menschenähnlichen Wesen mutiert sind. Da der Mensch Kakerlaken hasst, hassen Kakerlaken auch den Menschen, weshalb die Mannschaft der ersten Expedition zum Mars von den "Bugs" getötet wurde. Daher hat man das zweite Team von Astronauten mit Käfer-DNS genetisch verändert, wodurch diese mittels Injektion eine spontane und temporäre Mutation auszulösen vermögen. Können die Neuankömmlinge mit der Kraft der Heuschrecke, Ameise und Gottesanbeterin, um nur ein paar zu benennen, den Bugs Paroli bieten und ihnen den Garaus machen?
Klingt schräg, ist aber noch viel schräger. Diese Manga-Realverfilmung stellt aber innerhalb des Portfolios von Takashi Miike noch einen der gradlinigsten Beträge des Regisseurs dar und kommt wie eine Mischung aus "Starship Troopers" und den "Power Rangers" daher. Die Effekte sind - zumindest für einen Miike-Film - erstaunlich gut, aber auch nicht wirklich State-of-the-Art. Immerhin gibt’s oftmals was zu lachen, da der Film sich nicht ernster nimmt, als das Sujet zulässt. Für Mangafans sicherlich interessant, dürfte sich der Film für die meisten Zuschauer, mich inbegriffen, irgendwo im Mittelfeld einpendeln.
Bewertung: 5,5/10.

The Neighbor (2016) - Wiederholung
siehe oben

Tag 7


Toro (2016)
Toro hat genug vom Gangsterleben und steigt aus der Organisation aus, um mit seiner Freundin ein einfaches, aber legales Leben zu leben. Am letzten Tag und beim letzten Job verliert jedoch einer seiner beiden Brüder das Leben und Toro geht in den Knast. Fünf Jahre später ist Toro Freigänger und steht zwei Monate vor der Entlassung aus dem Gefängnis, als ihn sein verbleibenden Bruder aufsucht. Dessen Tochter wurde vom Boss der Organisation, der er Geld schuldet, als Geisel genommen. Widerwillig lässt sich Toro zurück ins Milieu ziehen. Als er später erfährt, dass der Tod seines Bruders kein Unfall war und der Boss eigentlich ihn toten wollte, schaltet er in den Rachemodus.
Ansprechender Gangsterfilm aus Spanien mit guten darstellerischen Leistungen und einer sympatischen Hauptfigur. Gradlinig und ohne großartige Wendungen präsentiert sich der Krimi eher actionorientiert und kann sich in dieser Hinsicht auch sehen lassen. Das Ende ist konsequent und partiell offen gehalten - nicht perfekt, aber auch nicht unbefriedigend.
Bewertung: 7/10.

Another Evil (2016)
Eine Familie entdeckt in ihrem Wochenendhaus die Präsenz von Geistern. Der etwas unorthodoxe Spezialist, den sie zu Rate ziehen, identifiziert zwei ungefährliche und freundliche Geister, an denen sich die Familie erfreuen sollte, statt sie zu fürchten - ein Exorzismus sei daher nicht nötig. Der Familienvater kann sich mit dem Gedanken der Koexistenz jedoch nicht anfreunden und holt sich eine zweite Meinung ein. Schade nur, dass er sich mit dem Geisterjäger eine labile Persönlichkeit ins Haus holt, die bald für ihn und seine Familie - im Gegensatz zu den unwillkommenen Geistern - eine echte Gefahr für Leib und Leben darstellt.
Unkonventionelle Geistergeschichte, die dem Mumblecore-Genre folgt und die schrägen, teils improvisierten Dialoge in den Fokus stellt. Dabei gibt es ungewohnte Situationen und absurde Unterhaltungen, die im kompletten Gegensatz zu üblichen Genrekonventionen stehen. Gegen Ende hin treten die Leichtfüßigkeit und die Komödienelemente ein wenig in den Hintergrund, um die wachsende Bedrohung in den Vordergrund zu stellen. Dadurch wirkt der Film etwas uneinheitlich, aber ist immerhin mal was anderes.
Bewertung: 6,5/10.

Desierto (2015)
Eine Gruppe Mexikaner befindet sich auf dem Weg nach Amerika, als der Laster der Coyotes (Menschenschmuggler) zusammenbricht. Nun geht es zu Fuß weiter, mitten durch die Wüste. Kurz hinter der Grenze wird ein amerikanischer "Patriot", der sich selbst zum Grenzhüter ernennt hat, auf sie aufmerksam. Nachdem er den Großteil der Gruppe kaltblütig erschossen hat, macht er Jagd auf die verbleibenden fünf Immigranten.
Sehr gradlinige und hochwertig in Szene gesetzter Eintrag ins Manhunt/Survival-Genre. Der Film ist spannend erzählt und erhebt keinen Anspruch darauf, mehr als der kurzweilige Actionbeitrag zu sein, der er ist. Mit Jeffrey Dean Morgan als Jäger und Gael Garcia Bernal als Gejagter ist der Thriller zudem prominent und passend besetzt, wobei ihr Spiel den Charakteren genug Profil verleiht, um auf lange Erklärungen zur Motivation der Figuren verzichten zu können.
Bewertung: 7/10.

War on Everyone - Dirty Cops (2016)
Zwei Polizisten machen ihren Job eigentlich nur, um ihren Spaß zu haben. Das Gesetz und Moral sind ihnen eigentlich egal. Sie sind beste Freunde und konfiszieren Drogen schon mal gern für den Eigenbedarf und nehmen Bestechungsgelder danken an. Als sie sich die Beute eines Überfalls unter den Nagel reißen wollen, legen sie sich jedoch mit einem Gegner an, der sich nicht von der Tatsache einschüchtern lässt, dass er es mit Bullen zu tun hat.
Sehr witzige Krimikomödie mit Alexander Skarsgård ("True Blood"-Vampir Eric) und Michael Peña (End of Watch) in den Hauptrollen. Präsentiert wird das Ganze absolut politisch inkorrekt und mit einer gehörigen Portion Gewalt und Humor. Mit dieser Mischung weiß der Film gut zu gefallen, jedoch erreicht er nicht die Höhen, die möglich gewesen wären, wenn man die Charaktere besser entwickelt hätte. So erfahren wir über die Protagonisten nur das Nötigste, um die Handlung voranzutreiben und verbleiben mit eindimensional gezeichneten Figuren in einer guten, aber nicht hervorragenden Actionkomödie.
Bewertung: 7/10.

Follow (2015)
Quinn hat es mit seiner Freundin nicht einfach. Ständig erwartet sie Liebesbeweise, wie das Versprechen, dass sie einander überall hin folgen - oder dass er sich eine Waffe in den Mund steckt und ihr vertraut, dass diese nicht geladen ist. Nach der letztgenannten Aktion erwacht Quinn am nächsten Morgen und findet seine Gefährtin erschossen am Fußende des Betts vor, die Waffe in seiner Hand und ohne jegliche Erinnerung, was geschehen ist. Nachdem er alle Spuren beseitigt und die Leiche gereinigt hat, findet er einen Zettel seiner Verblichenen mit der Aufforderung, ihr zu folgen. Zwischenzeitlich verirren sich ungebetene Gäste in seine Wohnung, von denen einige ungeplanterweise vorzeitig das Zeitliche segnen und er beginnt sich zudem einzubilden, seine Ex wäre noch am Leben.
Ich hatte mich gefreut, Noah Segan, den man aus etlichen Nebenrollen in anderen Genre-Filmen kennt, endlich mal in einer Hauptrolle zu sehen. Er hätte aber hierzu ein besseres Drehbuch und eine hochwertigere Produktion verdient. Der Psycho-Horrorfilm erzählt zum einen nichts Neues und tut dies zum anderen mit mäßig Spannung. Die Geschichte ist extrem vorhersehbar, die Charakterentwicklung und der Handlungsverlauf sind nicht schlüssig und trotz einer Laufzeit von knapp 75 Minuten kommt Langeweile auf. Dass der Streifen zudem bildtechnisch wie auf Standard-Definition Video gedreht aussieht, ist der Sache auch nicht zuträglich.
Bewertung: 3/10.

Tag 8


Abattoir (2016) - Wiederholung
siehe oben

We Are the Flesh (2016)
Mexiko - scheinbar nach einer Katastrophe oder der Apokalypse. Genau erklärt wird es nicht. Wir sehen einen Mann, der allein in einer abgeschotteten Fabrikhalle lebt. Er stellt Alkohol her, den er über ein Transportsystem aus Schnüren in die Halle nebenan befördert und dafür Eier erhält. Er schreit dann noch ein bisschen rum, spielt Trommel und macht einigen anderen Quatsch. Cut zu einem jungen Geschwisterpaar, das seinen Weg in die Halle findet - scheinbar weil es draußen nicht sicher ist. Der Mann bietet an, dass die Beiden bleiben können, wenn sie für ihn arbeiten. Gemeinsam verwandeln sie die Halle in eine Pappmaché-Höhle, in der sie voran zusammen leben. Der Mann macht sich darüber lustig, dass Bruder und Schwester sich nicht gegenseitig bespringen und bringt sie schließlich dazu, miteinander intim zu werden.
Hiernach endet die bisher noch halbwegs lineare Erzählstruktur und wir sehen nur noch Handlungsfetzen und improvisiert wirkenden Sequenzen, z.B. den Tod des Mannes, seine Wiedergeburt aus einer membranüberzogenen Vertiefung der Pappmaché-Höhle, Geschlechtsorgane in endlos langen Großaufnahmen, den Mord an einem Soldaten, eine Orgie in Anwesenheit des - so ist zu vermuten - Teufels und vieles mehr.
Das Ganze mag man künstlerisch betrachten können und es wird oberflächlich schnell klar, dass hier jede Menge Metaphern ins Spiel gebracht werden. Die Höhle als Mutterleib, aber auch als Symbol für die Rückentwicklung der Menschheit zu Höhlenmenschen, die nur ihren Instinkten folgen, wenn es die Situation verlangt. Der Teufel, der die Menschheit in Versuchung bringt. Der Lebenszyklus, der immer wieder von neuem beginnt. Wenn man sich hinsetzt und den Film zu interpretieren versucht, wird man sicherlich eine vernünftige Deutung erstellen können - wenn man dies möchte. Ich hatte nach der Hälfte des Films jedoch jegliches Interesse daran verloren, da die Inzest-Sequenz aus unsimuliertem Sex bestand und mich komplett aus der Handlung riss, weil dies dramaturgisch völlig unnötig war. Ich habe mich gefragt, warum der Regisseur dies seinen jungen Darstellern abverlangte und da der Film zu diesem Zeitpunkt ohnehin seine Erzählstruktur aufgab, brauchte, konnte und wollte ich mich danach auch nicht mehr ins Geschehen zurückfinden. Wie zuvor erwähnt, kann man sicherlich nach dem Sinn der Handlung suchen, wenn man dies möchte und die einzelnen Sequenzen künstlerisch analysieren. Hier liegt jedoch ein Film vor und daher betrachte ich ihn auch als Film - und als solcher hat er - zumindest für mich - absolut nicht funktioniert. Man könnte jetzt natürlich sagen, dass in Anbetracht der Menge, die ich über diesen Film geschrieben habe, er sein Ziel erreicht hat, indem er mich dazu zwang, mich mit ihm zu beschäftigen. Das mag zwar sein, aber die Menge der Zeit, die man sich mit einem Film beschäftigt, sagt noch lange nichts über dessen Qualität aus.
Bewertung: 1/10.

Kingsglaive: Final Fantasy XV (2016)
Zwei Imperien liegen im Krieg, das eine ist technologisch orientiert, das andere beruht auf der Kraft der Magie. Nach Jahren des Krieges bietet der Aggressor nun einen Waffenstillstand an, doch kann man dem Frieden(sangebot) trauen?
Motion-Capture-Animationsfilm, der auf den "Final Fantasy"-Computerspielen beruht. Möglicherweise muss man die Spiele gespielt haben, um diesen Film würdigen zu können, aber für mich war dies ein recht seelenloses "Vergnügen", da die Figuren eindimensional und distanziert blieben, sodass man keinen Bezug zu ihnen herstellen konnte. Zudem war der Film komplett überladen, als hätte man alles, was im Fantasybereich existiert, in einen Topf geworfen: Die Figuren fahren mit Autos durch die Gegend, wie wir dies in der realen Welt tun, tragen aber Kleidung und Rüstungen wie im Mittelalter oder Filmen vom "Herr der Ringe" Kaliber. Zudem gibt es Raumschiffe, Magie, Teleportationen, Dämonen, Monster und Tentakel. Der Film ist so einfach nur vor meinen Augen "passiert", konnte mich aber nicht in seine Welt hineinziehen. Technisch war er zwar atemberaubend, wenn auch nicht so perfekt, wie man es 15 Jahre nach dem ersten Film "Final Fantasy: The Spirits Within" erwartet hätte - ein Film, bei dem ich die hier angesprochenen Mängel übrigens nicht feststellen konnte und den ich sogar technisch als den Überlegenen in Erinnerung habe. "Kingsglaive" ist dank der Optik zumindest kein Totalausfall.
Bewertung: 4/10.

Night of the Living Deb (2015)
Als Deb nach einem One-Night-Stand aufwacht, ist in ihrer Stadt die Zombie-Apokalypse ausgebrochen. Da ihr Beischläfer nur ein Fahrrad besitzt, machen sie sich gemeinsam auf den Weg zu seinem Vater, um danach zu ihrer Mutter zu gelangen. Als sich herausstellt, dass der Vater ihrer Zufallsbekanntschaft für die Katastrophe verantwortlich ist, kommt es zu Spannungen, denn Deb arbeitet für einen Nachrichtensender, was Papa Kopfzerbrechen bereitet. Dies ist aber ihre geringste Sorge, denn eine private Sicherheitsfirma hat die Stadtgrenzen abgesperrt und verwehrt allen den Ausweg.
Nette Zombie-Komödie mit sympatischen Hauptdarstellern, die der Fan aus diversen Serien kennt und Genre-Star Ray Wise in der Nebenrolle als Verursacher der Epidemie. Auch wird zwar das Rad nicht neu erfunden, aber die kleine Produktion weiß zu gefallen und begeht gegen Ende des Films sogar neue Wege.
Bewertung: 6/10.

Terra Formars (2016) - Wiederholung
siehe oben

Tag 9


Imperium (2016) - Wiederholung
siehe oben

Into the Forest (2016)
Ben und Tom sehen ihren Vater nur in den Sommerferien. Tom, der jüngere Bruder, hat die Vorahnung, dass dieses Jahr etwas Schlimmes geschehen wird. Während er beginnt, eine Gestalt zu sehen, die er für den Teufel hält, bringt ihr Vater die Beiden in eine entlegene Waldhütte und verhält sich immer besorgniserregender.
Der Film ist gut gespielt und weißt eine konstante Grundspannung und ein Gefühl des Unbehagens auf. Leider steuert der Film nicht auf ein passendes Finale hin und endet für den Zuschauer mit einem Achselzucken. All build-up, no pay-off.
Bewertung: 4/10.

Seoul Station (2016)
Ein Vater sucht während der beginnenden Zombie-Apokalypse nach seiner Tochter, die als Teenager wegrannte und sich dann als Prostituierte wiederfand. Unterstützt wird er bei seiner Suche vom schwächlichen Freund der Tochter, der ihr zwar beim Ausstieg aus dem Milieu behilflich war, sie aber ebenfalls oft ausnutzte. Erst am Ende des Films finden sie zusammen, doch ist es ein erfreuliches Wiedersehen?
Zeichentrick-Animation aus Südkorea, die technisch aufwendig und ansprechend umgesetzt wurde und sich scheinbar auch Rotoskopie zunutze machte, also die Technik, bei der Realfilmszenen gefilmt und später übermalt werden. Dennoch ist das Ganze eher Durchschnitt, was hauptsächlich daran liegt, dass die Tochter als Hauptfigur den halben Film über nervig flennt oder sich schmerzlich dumm anstellt, wenn sie beispielsweise bei der Flucht vor Zombies immer alle Türen hinter sich offen lässt, damit man sie besser finden kann oder ihre Angriffe mit einem Sekunden vorher beginnendem Schreien ankündigt, damit auch wirklich jeder vorgewarnt ist. Der Film dürfte aber für später relevant sein, denn der Regisseur des Films ist auch für den diesjährigen Abschlussfilm "Train to Busan" verantwortlich und erzählt hier die Vorgeschichte.
Bewertung: 4,5/10.

Don't Grow Up (2015)
Die Erde geht mal wieder unter. Diesmal sind es jedoch nicht die Toten, die als Zombies zurückkehren, sondern alle Erwachsenen werden über Nacht zu rasenden Bestien und meucheln ihre Kinder. Die Eltern sind zwar noch lebendig, mehr Intelligenz als die üblichen Zombies besitzen sie aber dennoch nicht. Zum Schutz schließen sich überall Kinder zu kleinen Gruppen zusammen, wobei schon bald klar wird, dass "Kinder an die Macht" auch keine Lösung ist, denn besonders die knapp 10-jährigen sind bald gefährlicher als die Erwachsenen, da sie alle jüngeren Kinder als "Ballast" zurücklassen und die fast erwachsenen Teenager prophylaktisch ins Jenseits befördern wollen. Dies bekommen auch die Hauptdarsteller des Films zu spüren, denn sie befinden sich auf dem besten Weg zur Volljährigkeit.
Die Prämisse ist zwar interessant und unterscheidet sich vom üblichen Zombie-Allerlei, allerdings wird ihr Potential nicht ausgeschöpft. Die Regie fokussiert sich eher auf das Liebesleben innerhalb der Gruppe, was angesichts des Alters der Darsteller einen merkwürdigen Beigeschmack erzeugt.
Bewertung: 4,5/10.

Antibirth (2016)
Ein White-Trash-Partygirl, das auch mit 40 noch bis zum Filmriss feiert, wird als Versuchskaninchen für eine neue Droge auf Basis von Schwangerschaftshormonen missbraucht, wodurch sie - ihr habt’s geahnt - schwanger wird. Natürlich verläuft dies nicht wie eine herkömmliche Schwangerschaft.
Der gesamte Film wurde um dem Endgag herum konzipiert, wobei leider alles, was zuvor geschieht, nur mäßig interessant ist. Trotz der prominenten Besetzung gibt es nur wenige gelungene Momente. Als Kurzfilm hätte die Handlung besser funktioniert, wirkte auf 98 Minuten ausgewalzt aber deutlich überlang, besonders da es keine Identifikationsfiguren gibt und die Handlung den Zuschauer somit kalt lässt.
Bewertung: 4/10.

Tag 10


Carnage Park (2016) - Wiederholung
siehe oben

Level Up (2016)
Die Freundin eines Slackers, der lieber Shooter zockt, als sich mit ihr zu beschäftigen, wird eines morgens entführt. Wenn er den Anweisungen, die er per Handy erhält, nicht genau Folge leistet, kostet dies der Gefährtin das Leben. Ein Spiel auf Leben und Tod beginnt.
Und für den Zuschauer beginnt eine Geschichte, die er nicht nur schon mehrfach gesehen hat, sondern die auch unglaubwürdig in Szene gesetzt wurde. Die ersten Aufgaben versaut der Freund und man fragt sich, ob er seine Freundin wirklich retten will. Er bekommt immer neue Chancen, sich zu beweisen, sein Versagen scheint irrelevant zu sein. Dies mag durch die Auflösung erklärt werden, lässt die Handlung in dem Moment, in dem sie geschieht, jedoch absolut lächerlich wirken. Viele Aufgaben sind zudem sinnlos in die Länge gezogen worden. Letztlich ist das größte Rätsel des Films, warum sich die Freundin mit einem unachtsamen Kerl, der auch keine weiteren Qualitäten aufweist, überhaupt abgegeben hat. Man mag sich vielleicht nicht wirklich langweilen, aber mitgerissen wird man hier auch nicht.
Bewertung: 4/10.

The Greasy Strangler (2016)
Big Brayden wohnt mit Ende 40 noch bei seinem Vater Big Ronnie. Gemeinsam veranstalten die beiden Proleten ihre "Disco-Tours", bei denen sie Touristen durch die Stadt führen, wahllos auf Häuser zeigen und sich dann Anekdoten mit Disco-Bezug ausdenken, die sich in diesen Gebäuden zugetragen haben sollen. Während Papa etwas cholerisch ist, stellt Sohnemann eher den ruhenden Pol dar. Als in der Stadt die Untaten des "Greasy Stangler" beginnen, einem Mörder, der sich selbst mit Öl und Fett einschmiert, fällt Brayden auf, dass sein Vater alle Speisen immer besonders fettig mag - gibt es da etwa einen Zusammenhang?
Die schwarze Komödie lebt von ihren skurrilen Charakteren, überzogenen Situationen und jeder Menge Geschmacklosigkeiten. So rennen die Hauptfiguren - inklusive Braydens neuer Freundin - ständig nackt umher, was ob ihrer Physik etwas ungewöhnlich ist, da alle Drei nicht grade den üblichen Schönheitsidealen entsprechen. Hier wird zudem mit Prothesen gearbeitet, denn Söhnchen hat einen Mikropenis, während Daddy einen Mega-Rüssel besitzt. Über weite Strecken funktioniert der Film wunderbar, solange die Ideen noch frisch sind, aber über die Laufzeit verlieren die Schauwerte und Ideen deutlich an Wirkung: Hat man Papas Gemächt das fünfte Mal gesehen, ist der Witz einfach mal durch. Es gibt zwar genügend frische Ideen, um nicht zu langweilen, aber insgesamt verliert die Handlung in der zweiten Hälfte zuviel Fahrt, um einen überragenden Eindruck zu hinterlassen. Irgendwie fühlt man sich an einen überlangen "Little Britain" Sketch erinnert. Trotzdem ein wirklich gelungener und unterhaltsamer Eintrag, den man aber nicht unbedingt mehrfach sehen muss.
Bewertung: 7/10.

Creepy (2016)
Nachdem ein Kommissar von einem Psychopathen niedergestochen wurde, quittiert er den Dienst, zieht um und lehrt stattdessen Kriminalistik an der Uni. Da sich die Professoren in ihrer vorlesungsfreien Zeit innerhalb ihres Fachgebiets weiterbilden sollen, arbeitet er an einem ungelösten Fall, der sich in der näheren Umgebung ereignete: Drei Familienmitglieder einer jungen Schülerin sind vor sechs Jahren plötzlich verschwunden und ließen diese allein zurück. Die Spur führt zum damaligen Nachbarn der Familie, der die Vermissten möglicherweise auf dem Gewissen hat ... und der Nachbar verhielt sich sehr ähnlich wie der Creep, der jetzt im Haus neben dem Professor wohnt.
Dieser japanische Thriller baut wirkungsvoll seine spannende Atmosphäre auf und präsentiert ein interessantes Grundszenario. Bis zur Hälfte des Films hat der Regisseur den Zuschauer fest in seinem Griff - und lässt danach leider die Zügel aus seinen Händen gleiten. Die zweite Hälfte beginnt, das Geschehen aufzulösen und zeigt Blicke hinter die Kulissen des Nachbarn. Dabei häufen sich die Unglaubwürdigkeiten, wenn zum Beispiel Personen mit Drogen gefügig gemacht werden und sich die Auswirkungen nur dann zeigen, wenn es ins Drehbuch passt, sich die Opfer sonst aber normal verhalten. Die Handlung wirkt zu erzwungen, der Bösewicht wird immer eindimensionaler und der Thriller verliert jeglichen Thrill. Schade um das verschenkte Potential.
Bewertung: 4,5/10.

We Go On (2016)
Miles, ein junger Mann, der sich vor dem Tod, der Welt und all dem Rest fürchtet, schaltet nach dem Erhalt einer Erbschaft die folgende Zeitungsannonce: "Wer mir einen klaren Beweis für das Leben nach dem Tod liefert, bekommt 30.000 Dollar Belohnung". Über 1000 Rückmeldung gilt es zu sichten, aus denen sich drei als mögliche Treffer herauskristallisieren, letztlich aber ins Leere führen. Doch da gibt es noch den unbekannten Anrufer, der die richtige Nummer wählte, ohne dass diese in der Annonce erwähnt wurde. Bald glaubt Miles an Geister, aber das Problem ist eher, wie er die Geister, die er rief, wieder loswird.
Solider Genreeintrag mit bekannten Gesichtern in den Nebenrollen. Es liegt hier keine Horror-Perle vor, aber der Streifen holt aus der Prämisse eine Menge heraus. Zudem macht das fast völlige Fehlen von Spezialeffekten das Ganze zu einem Beitrag, der auch von Angsthasen konsumiert werden kann.
Bewertung: 6/10.

Tag 11


I Had a Bloody Good Time at House Harker (2016)
Nach dem Tod von Dracula kämpfen die Nachkommen der Familie Harker weiterhin gegen Vampire und konnten diese vor knapp 100 Jahren endgültig auslöschen. Statt den letzten Vampir komplett zu zerstören, haben sie dessen Schädel als Andenken aufgehoben - wohl wissend, dass dieser genutzt werden könnte, um erneut Vampire zu erschaffen. Genau dies Missgeschick passiert der heutigen Generation, die versuchen, ein Theaterstück über ihre Familie auf die Beine zu stellen, um das für die Rettung der Familienresidenz nötige Geld aufzutreiben. Bald müssen sie sich einer Vampirplage entgegen stellen.
Augenfällig hatte der Regisseur nur ein extrem geringes Budget zur Verfügung. Verständlicherweise sind dadurch die Effekte eher rar gesät und nicht State-of-the-Art und die Darsteller unbekannt und nicht grade oscarverdächtig. Die Story wartet immerhin mit ein paar frischen Ideen auf und auch wenn nicht jeder Witz sitzt, wird man dennoch solide unterhalten.
Bewertung: 5,5/10.

The Priests (2015)
Wenn es um Dämonen geht, sind die meisten nicht wirklich dramatisch. Ein echter Exorzismus ist nur dann nötig, wenn es sich um eine der "12 Manifestationen" handelt, bösartige Dämonen, die nicht so leicht zu vertreiben sind, wie man es aus Filmen kennt. Eine dieser Manifestationen ist in Seoul im Körper einer jungen Studentin aufgetaucht und der Priester, der sich des Falles angenommen hat, erzielte bei diesem bisher noch keinen Erfolg. Da niemand gern mit dem unkonventionellen Exorzisten zusammenarbeitet, benötigt er einen neuen Partner, der gewillt ist, alles zu geben, um die Besessene zu retten. Der junge Diakon, der ihm zugewiesen wird, stellt sich seiner neuen Herausforderung - ahnt aber noch nicht, was ihm dies abverlangen wird.
Das Thema an sich ist nicht neu, aber einen Exorzismus made in Korea gab es bisher noch nicht - und auch die Mythologie ist sehr interessant und völlig anders, als in den üblichen Genreeinträgen zum Thema. Die Darsteller geben sich redlich Mühe und die Spannung stimmt auch - nicht umsonst war dies in Südkorea ein Blockbuster. Zudem einen Extrapunkt dafür, dass ich tatsächlich mal einen koreanischen Film mit Happy-End sehen durfte.
Bewertung: 7/10.

Don't Kill It (2016)
Ein Dämon hat von einem Jäger Besitz ergriffen. Dieser meuchelt daraufhin seine Familie und will das Massaker bei den Nachbarn fortführen. Deren Familienoberhaupt macht mit dem Eindringling jedoch kurzen Prozess - nur um dann selbst die Mordserie fortzusetzen, denn der Dämon springt in den Körper dessen, der seinen vorherigen Wirt tötet. Während der örtliche Sheriff und auch das FBI sich ob der Mordserie den Kopf kratzen, taucht ein Dämonenjäger auf, der sich mit diesem speziellen Unhold bestens auskennt, nur glaubt ihm natürlich keiner der Gesetzeshüter seine hanebüchene Story - zumindest nicht sofort. Schon bald macht sich der Experte des Übernatürlichen mit der jungen FBI-Agentin gemeinsam auf die Jagd, aber wie stoppst du etwas, das du nicht töten kannst, ohne selbst besessen zu werden?
Dolph Lundgren spielt den Dämonenjäger mit reichlich Humor und hat sichtlich Spaß am wilden Treiben, denn Regisseur Mike Mendez präsentiert hier Funsplatter der besseren Art - und zwar persönlich, denn er war gemeinsam mit der Hauptdarstellerin bei dieser Weltpremiere in Berlin vor Ort. Der Film, so wie er uns gezeigt wurde, war ein "Work in progress", eine Arbeitskopie, die laut Mendez zu 90% dem entspricht, was man im fertigen Film sehen wird. Das Gezeigte war natürlich ein kompletter Film, bei dem nur ein paar der Effekte noch nicht fertig waren, man zum Teil noch die Drähte sehen konnte, an denen die Darsteller bei Stunts in die Luft gehoben wurden und es möglicherweise noch beim Schnitt kleine Anpassungen geben wird. Basierend auf dem Gesehenen kann schon jetzt die komplette Version empfohlen werden.
Bewertung: 6/10 (für die Arbeitskopie).

The Similars (2015)
Während eines Regensturms, durch den der öffentliche Nahverkehr lahmgelegt ist, warten eine Handvoll Fremder in der Bahnhofshalle auf den Bus. Nach und nach verändern sich die Wartenden und beginnen, einander visuell immer mehr zu gleichen und gehen beim Versuch, das Rätsel zu lösen, immer aggressiver aufeinander los.
Der mexikanische Film, der mit einer Erzählerstimme beginnt und endet, ist eine klare Hommage an die klassische Serie der 50er/60er Jahre, die "Twilight Zone". Kunstvoll in Szene gesetzt und durch Filter um den Großteil der Farbe erleichtert, ist der Film visuell interessant und ansprechend. Ob die Handlung und insbesondere die Auflösung allen Zuschauern gefällt, ist jedoch eine andere Frage und dürfte die Geister scheiden. Persönlich hätte ich mir hier etwas mehr erhofft.
Bewertung: 6/10.

Cell (2016)
Ein Impuls aus dem Handy verwandelt alle Nutzer in willenlose, zombieähnliche Kreaturen, welche aber lebendig sind und regulär getötet werden können. Ein Vater macht sich während dieses Endzeitszenarios auf die Suche nach seinem Sohn - wie originell - und wird hierbei von einer bunt zusammengesetzten und sich, durch Todesfälle und Neuankömmlinge, ständig verändernden Gruppe von Unbeschadeten begleitet.
Diese Stephen-King-Verfilmung ist mit John Cusack und Samuel L. Jackson in den Hauptrollen prominent besetzt und man hätte daher einen stimmige Horrorfilm erwarten dürfen, doch hat "Cell" drei massive Probleme: Erstens kommt der Film 10 Jahre zu spät, denn als 2006 das Buch erschien, war die Metapher, dass der Mensch zum Sklaven des Handies wird, noch originell. Heute besitzt fast jeder ein Smartphone und es gibt mit "Smombie" bereits ein Wort, das dieses Phänomen beschreibt. Zweitens sieht man dem Streifen an, dass hier einfach kein Budget zur Verfügung stand, um die Geschichte episch umzusetzen. Drittens habe ich zwar das Buch nicht gelesen, aber ich bezweifle, dass es so lächerliche Sequenzen enthält wie die, in der die kontrollierten Menschen aus ihrem Mund Musik oder an alte Modems erinnernde Einwahlgeräusche erklingen lassen, was physisch unmöglich und absoluter Unfug ist. Zum Glück hat der Film auch gelungene Momente, sodass mit der Besetzung im Hinterkopf noch eine durchschnittliche Bewertung herausspringt.
Bewertung: 5/10.

Tag 12


The Ones Below (2015)
Ein schwangeres Pärchen wohnt in der oberen Hälfte eines Zweifamilienhauses. Als endlich neue Mieter in die untere Hälfte einziehen, ist die Dame des Hauses hocherfreut, dass auch die neue Nachbarin ein Kind erwartet. Als diese durch einen Unfall ihr Baby verliert, geben sie und ihr Ehemann den oben wohnenden Nachbarn die Schuld und nach der Geburt ihres Kindes glaubt die neue Mutter, dass das kinderlose Pärchen es auf ihren Nachwuchs abgesehen hat.
Der britische Thriller ist zwar gut besetzt und gespielt, dennoch will keine echte Spannung aufkommen. Dies liegt daran, dass man die Geschichte bereits mehrfach in ähnlicher Form gesehen hat. Aber auch das Drehbuch ist nicht das Intelligenteste: Jedesmal, wenn die Frau ihrem Mann zeigen will, dass sie nicht fantasiert und die Nachbarn Böses im Schilde führen, sind die Beweise natürlich verschwunden und sie reagiert zuvor und danach komplett irrational, was ihr jede Glaubwürdigkeit raubt. Zudem finden sich Unstimmigkeiten im Verhalten der Nachbarn, wodurch Handlung und Auflösung nicht schlüssig erscheinen. 
Bewertung: 4,5/10.

Trash Fire (2016)
Da Owen ein egozentrisches Arschloch ist, hat seine schwangere Freundin eigentlich nicht vor, das Kind gemeinsam mit ihm großzuziehen. Als Beweis seines Willens, eine neues Kapitel aufzuschlagen, fordert sie daher, dass er sich mit seiner Schwester und Großmutter aussöhnt, mit denen er seit 20 Jahren keinen Kontakt hatte. Schon bald versteht sie, dass dies nicht nur an Owen lag, denn Oma ist unangenehm, schroff und ein selbstgerechter Bibelfanatiker. Auch mit seiner Schwester ist die Auffrischung der Familienbande schwierig, da sie durch ein von Owen verschuldetes Feuer, das auch das Leben der Eltern forderte, körperlich entstellt ist und ihm dies nicht verzeiht. Doch das sind nur die kleinsten Schwierigkeiten, die das Wiedersehen nach sich zieht, denn die wahren Hintergründe und die Schuldfrage der Familientragödie unterscheiden sich deutlich von den bisher angenommenen.
Die Charaktere dieser kleinen, schwarzen Komödie sind sehr skurril und werden von den Darstellern stimmig verkörpert, doch das Ende ist etwas unbefriedigend, da zwar der Zuschauer die Wahrheit über das Feuer kennen, während es den Figuren, die dieses Wissen benötigen würden, verborgen bleibt. Mit einem passenderen Ende wären hier eine deutlich bessere Bewertung möglich gewesen.
Bewertung: 5,5/10.

Beyond the Gates (2016)
Nachdem von ihrem Vater seit Monaten jede Spur fehlt, müssen dessen Söhne sein Geschäft auflösen: Eine Videothek auf VHS-Basis, da Papa nicht glaubte, dass sich die DVD als Format durchsetzen würde. Im Büro finden sie ein Brettspiel, welches durch eine Videokassette angeleitet wird - und die Kassette scheint das letzte gewesen zu sein, was sich ihr Vater vor seinem Verschwinden angesehen hat. Als die Brüder es abends gemeinsam zu spielen beginnen, ahnen sie nicht, dass sie damit das Tor in eine andere Dimension öffnen und sich das Spiel nicht mehr abbrechen lässt.
Dieser Horrorfilm stellt eine Hommage an die 80er Jahre und die VHS-Ära dar, wobei die Jumanji-Kopie für Erwachsene immerhin mit Barbara Crampton als Video-Moderatorin des Brettspiels aufwarten kann, sonst aber leider an akutem Budget-, Spannungs- und Ideenmangel leidet.
Bewertung: 3,5/10.

My Big Night (2015)
Bei der Auszeichnung einer Neujahrs-Show wird einer der Statisten vom Kamerakran erschlagen. Als Ersatz heuert man Jose an, einen absoluten Durchschnittstypen. Während er sein Glück über den Job und die Avancen einer attraktiven Kollegin kaum fassen kann, herrscht hinter der Bühne das Chaos an allen Fronten.
Überdrehte Mediensatire von Álex de la Iglesia um durchgeknallte Fans, mörderische Stalker, streitende Moderatoren, manipulative Stars, Samenraub, Unglücksbringer und die Liebe. Alle Fassetten des Films aufzulisten, scheint unmöglich, denn in der Komödie geht es an allen Fronten drunter und drüber. Wer Underdog-Geschichten und skurrile Typen mag, wird diesen Film lieben.
Bewertung: 7/10.

Train to Busan (2016) - Abschlussfilm
Seok-woo ist auf dem Weg, seine Tochter zu seiner Ex-Frau nach Busan zu bringen. Kurz bevor ihr Zug abfährt, steigt eine verletzte Frau ein, die einen tödlichen Virus in sich trägt, der sie nur Minuten später in eine rasende Bestie verwandeln wird. Durch die kurze Inkubationszeit und die Geschwindigkeit der Wesen, wimmelt es im Zug bald von Zombies und die Fluchtmöglichkeiten sind begrenzt. Aber die Gefahr im Zug geht nicht nur von den Kreaturen aus, denn die Angst kann aus Menschen ebenfalls Monster machen.
Bei diesem Zombie-Drama, das am 20. Juli in Südkorea anlief und in den 5 Wochen bis zur Vorführung beim Fantasy Filmfest in Berlin bereits 10 Millionen Kinobesucher verzeichnen konnte, kann man sehr gut nachvollziehen, warum es ein Blockbuster wurde. Der Film kommt schnell zur Sache, denn sobald der Zug ins Rollen kommt, beginnt ein Non-Stop Action-Feuerwerk, das erstaunlicherweise mit relativ wenig Blut und ohne Gedärme auskommt. Für Zombiefilme eher untypisch, gelinkt es dem Regisseur, schnell eine starke Bindung zu den Hauptfiguren aufzubauen, wodurch einzelne Tode einen echten Schmerz beim Zuschauer hinterlassen - und da es sich um einen koreanischen Film handelt, gibt es eine Reihe von heldenhaften Taten, die mit dem Tod enden. Dies ist auch einer der wenigen Vorwürfe, die man dem Film entgegenbringen kann: Es sterben mehr Protagonisten als nötig. Aber immerhin gibt es nur eine Szene, in der der Pathos etwas dick aufgetragen wurde, denn ansonsten wird hier die emotionale Klaviatur virtuos gespielt. Visuell und inszenatorisch braucht sich der Film ebenfalls nicht vor amerikanischen Großproduktionen zu verstecken.
Neben der klaren Empfehlung für diesen Genrebeitrag, der einen mehr als würdigen Abschluss des diesjährigen Festivals bot, abschließend noch ein kurzer Hinweis: Der animierte Film "Seoul Station", der vom gleichen Regisseur 4 Wochen nach "Train to Busan" veröffentlicht wurde und die Vorgeschichte der Epidemie zeigt, hat keinerlei Berührungspunkte mit dem Realfilm. Sie spielen einfach nur während der gleichen Katastrophe in der gleichen Stadt.
Bewertung: 8,5/10.


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