Dienstag, 15. September 2015

Shark Week (2012)

Deutscher Titel: Shark Week - 7 Tage, 7 Haie.

Inhaltsangabe:
Ein reicher - und etwas verwirrter - Drogenbaron verschleppt acht einander Fremde auf seine entlegene Insel. Er wirft ihnen den Tod seines Sohnes vor, der bei einem von der Polizei inszenierten Drogendeal getötet wurde. Unter ihnen befinden sich unter anderem der Spitzel, der die Polizei einschaltete, der Richter, der die Aktion genehmigte sowie der Sanitäter, der den Sohn nicht retten konnte. Da Daddy ein großer Hai-Enthusiast ist, hat er sich einen tollen Plan ausgedacht:
Die Gruppe muss jeden Tag eine Prüfung überstehen, an der jeweils eine andere Gattung Hai beteiligt ist. Wer alle Aufgaben überstanden hat, darf die Insel verlassen. Die Spiele beginnen und die Gruppe wird allmählich dezimiert. Wer wird überleben?

Besprechung:
Oh, mein Gott, wo fange ich da bloß an? Als ich am Beginn des Film die Worte "The Asylum presents" gelesen habe, hätte ich auf die kleine Stimme in meinem Hinterkopf hören sollen, die mir sagte "Schalt' aus, schalt' sofort aus!". Nun ja, wer nicht hören will, muss fühlen.
Dabei klang die Prämisse für einen Genre-Fan durchaus interessant. Man stelle sich eine Variante von "Saw" vor, bei der Jigsaw all seine Fallen mit Haifischen bestückt hat. Klingt vielversprechend, oder? Mit Patrick Bergin und Yancy Butler bietet der Film zudem zwei Schauspieler, die man noch aus den 90er Jahren kennt. Was soll da schon schiefgehen?
Das Problem, wie bei jedem Film von The Asylum, ist die Rezeptur! Die Handlung wird von einem Blockbusters geklaut (oder hier von mehreren, was die Sache auch nicht besser macht), es werden ein bis zwei halbwegs bekannte Schauspieler gecastet, der Rest der Rollen wird mit mehr oder weniger talentierten Laiendarstellern besetzt, die Spezialeffekte sind peinlich, die Drehbücher nicht durchdacht und Regie, Kamera und Schnitt sind dilettantisch. Kurz gesagt: Der perfekte Shit-Storm. Dieser Film stellt leider keine Ausnahme zu dieser Regel dar!

Beginnen wir mit dem Drehbuch. Wie gesagt, aus der Grundidee hätte man einen soliden B-Film zaubern können, aber die Handlung ist einfach zu wenig durchdacht. So überwacht der Schurke beispielsweise jede Sekunde der Reise seiner Opfer durch versteckte Kameras, aber als der letzte Überlebende sich bis zu seiner Villa durchgeschlagen hat, steht er uninformiert in der Gegend herum und ist vollkommen überrascht, dass sein Gegenüber nicht einfach nur die Insel verlassen, sondern ihn töten will. An einer anderen Stelle im Film, nachdem bereits zwei Personen eliminiert wurden, sagt einer der Darsteller, dass sie ja noch zu siebent sind. Da hat der Autor selbst die Übersicht verloren, wie viele Personen noch im Spiel sind - oder er hatte genau soviel Interesse daran, wie der Zuschauer. In einer Szene hat der Autor sogar seine eigene Grundregel vergessen, nämlich dass jede Aufgabe einen Hai beinhalten muss, und setzt Tretminen als Falle ein. Das besondere an diesen Minen: Tritt einer der Guten darauf, haben diese endlos Zeit, sich eine Lösung zu überlegen, die letztlich daraus besteht, den ängstlichen Mitreisenden einfach schnell von der Bombe wegzuziehen, weil diese erst dann explodiert, wenn alle weit genug entfernt sind. Über das restliche Minenfeld kann man übrigens einfach hinweg rennen, denn die Sprengkörper explodieren bei dieser Methode ebenfalls erst, wenn man ein paar Meter entfernt ist. Ist man jedoch die Freundin des Bösewichts, hat man schlechte Karten, weil die Mine sofort nach ein bis zwei Sekunden explodiert, selbst wenn man sich nicht bewegt. Smart-Bombs eben.

Die unbekannten Darsteller geben sich zum Teil redlich Mühe, aus ihren Rollen das beste herauszuholen, mal mehr, mal weniger erfolgreich. Patrick Bergin, der den Schurken spielt, merkt man in jedem Moment an, dass er eigentlich lieber woanders wäre. Er spielt, als würde er den Text zu jeder Szene, während diese gefilmt wird, von Texttafeln ablesen. Yancy Butler gibt als seine Freundin eine überzeugendere Vorstellung, hat aber eigentlich bereits ab ihrer ersten Einstellung verloren, da der Zuschauer sich die ganze Zeit fragt, warum sie mit Anfang vierzig wie Mitte sechzig aussieht. Die Antwort ist übrigens schnell nachgegoogelt: Ihre jahrelange Vorliebe für Crack.

Der Schnitt erzeugt oftmals Anschlussfehler, was aber noch das kleinste Übel ist. Die Kamera wirkt ziemlich lieblos platziert und fängt selten interessante Einstellungen ein, macht aber zumindest keinen komplett inkompetent Eindruck. Was die Regie betrifft, steht auf einem ganz anderen Blatt. Wie bereits erwähnt, überwacht der Drogenboss seine Opfer permanent per Kamera. Er muss jedoch tausende von Kameras über die Insel verstreut positioniert haben, denn sein Computerbildschirm zeigt immer den perfekten Bildausschnitt. Erstaunlicherweise sieht er seine "Teilnehmer" oft im gleichen Blickwinkel, wie wir sie auch als Zuschauer sehen. Immer in Augenhöhe und aus Richtungen gefilmt, von denen man durch die vorherige Einstellung mit Sicherheit weiß, dass sich dort keine Kamera befinden kann. Und das Beste: Seine Kameras kann er nicht nur schwenken, sondern mit ihnen auch Steady-Cam-Kamerafahrten einfangen. Wau, da haben sie im Film echt die modernste Technik eingesetzt.

Leider findet sich dieses Mass an "High-Tech" nicht bei den Spezialeffekten wieder. Jeder Hai, selbst wenn man nur ein Stück vom bewegungslosen Kopf sieht, ist computeranimiert. Das muss ja prinzipiell nichts schlechtes heißen, in diesem Kontext ist es aber leider so. Die Haie sind wirklich mies animiert und dann auch noch amateurhaft in die Real-Szenen einkopiert. Man sieht in jeder einzelnen Einstellung, dass es sich um einen Effekt handelt und dies raubt dem Film auch noch das letzte bisschen Glaubhaftigkeit. An einigen Stellen wackeln die animierten Biester, obwohl sie regungslos sein sollen und der Rest des Bildes total statisch ist, an anderen Stellen ändern die Tiere ihre relative Größe von Einstellung zu Einstellung. Computeranimationen sollten auch in B-Filmen ein Mindestmaß an Realismus bieten. Ich meine, hey, Jurassic Park hat 1993 den Benchmark für CGI gesetzt. Ich erwarte nicht, dass ein kleines Studio diese Qualität erreicht, selbst wenn diese bereits zwanzig Jahre alt ist. Ich erwarte aber, dass die Animationen zumindest besser sind als das, was vor zwanzig Jahren in Computerspielen als Zwischensequenzen geboten wurde. Doch an The Asylum darf ich diese Erwartungshaltung, wie ich wieder schmerzlich feststellen musste, leider nicht an den Tag legen.

Was bleibt, ist ein Film, der hätte Spaß machen können, wenn wenigstens ein paar - oder zumindest eine - der Zutaten in der Rezeptur von The Asylum's Standardformel abgewichen wären. Immerhin haben sich zwei der Darsteller redlich Mühe gegeben, weshalb ich sie gern benennen möchte: Joshua Michael Allen und Erin Coker. Nur an ihnen liegt es, dass der Film keinen Totalausfall darstellt und man ihn bis zum Schluss ertragen konnte.

Bewertung: 2/10


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