Sonntag, 20. September 2015

Sharknado 3: Oh Hell No! (2015)

Deutscher Titel: Sharknado 3 - Oh Hell No!

Inhaltsangabe:
Fin Shepard hat eine hohe Affinität zu Sharknados, jenen mit Haifischen befüllten Tornados, die Amerikas Küstenregionen zu schaffen machen. Er war dabei, als der erste Sharknado in Los Angeles einschlug und wurde vom zweiten Sharknado, der New York traf, bereits im anfliegenden Flugzeug überrascht. In beiden Situationen rettete er seine Familie, und ganz nebenbei die jeweilige Stadt, indem er alle kreativ erdenkbaren Arten des Haifischmeuchelns zelebrierte, wobei meist eine Kettensäge die Waffe seiner Wahl darstellte.

Jetzt ist er in Washington, D.C., eingetroffen, um vom Präsidenten für seine Heldentaten zum ersten Mitglied des "Ordens der goldenen Kettensäge" ernannt zu werden. Zum Titel gibt es mit einer vergoldeten Kettensäge die passende Trophäe, welche Fin bald einsetzen kann, denn der dritte Sharknado wird Washington in wenigen Minuten erreichen. Doch dies ist nur der Auftakt, denn nachdem er sich Seite an Seite mit dem Präsidenten durch das White House geschlagen und der Sturm die Stadt komplett in Trümmer gelegt hat, kündigen sich auch schon die nächsten Tornados an.
Diesmal konzentrieren sich mehrere Sharknados auf Florida und besonders auf Orlando, wo sich natürlich just in diesem Moment seine von ihm schwangere Ehefrau, die gemeinsame Tochter und seine Schwiegermutter aufhalten. Wieder muss sich Fin aufmachen, seine Familie zu retten.

Auf dem Weg dorthin trifft er auf Nova, mit der er bereits erfolgreich den Kampf gegen den ersten Sharknado in Los Angeles aufgenommen hatte. Aus Nova ist mittlerweile eine erfahrene Kämpferin geworden, die den Sharknados hinterherjagt, um so viele Menschen wie möglich zu retten - und so vielen Haien wie möglich den Garaus zu machen. Zudem hat sie die Technik perfektioniert, Sharknados durch die gezielte Platzierung einer Bombe im Zentrum des Sturms aufzulösen. Die beiden müssen bald feststellen, dass die Einzelstürme sich zu einem gigantischen Sharkicane zusammenzuschließen drohen, welcher stark genug wäre, um die gesamte Ostküste zu vernichten. Sollte dies geschehen, genügt keine einfache Bombe mehr, um die Windhosen aufzuhalten. Ein neuer Plan muss her, für den jedoch ein Space Shuttle benötigt wird. Zum Glück kennt Fin genau den richtigen Mann für diesen Job: Seinen seit Jahren entfremdeten Vater, einen ehemaligen Astronauten.

Besprechung:
Es geht mal wieder hoch her im dritten Streich der Sharknados. Die gute Nachricht: Es handelt sich hierbei, formal betrachtet, um den besten Eintrag der Serie. Während der erste Teil durch seine Absurdität glänzte, sich aber noch relativ ernst nahm, soweit man dies von einem Film aus der Schmiede von The Asylum sagen kann, war der zweite Teil schon viel bewusster in seiner Selbstironie. Im dritten Teil ist von Ernsthaftigkeit nichts mehr zu spüren. Alles ist komplett "over the top", was sich auch in den Dialogen wiederspiegelt. So sagt Fin zu Beginn des Films, dass ein weiterer Sharknado naht und er dies mittlerweile fühlen kann, weil er schon so viele dieser Stürme erlebt hat. Besonders deutlich ist dies auch in meiner Lieblingsszene des Films so sehen. Hierbei befinden sich unsere Helden im Weltall und ein Sharknado schleudert ein paar Haie in den Orbit, genau dorthin, wo sich das Shuttle befindet. Fin zückt seine Laserkettensäge (!) und geht zu Werke. Seine Frau April fragt: "Wie können denn Haie im Weltall überleben?", woraufhin er antwortet: "Wie können Haie denn in Tornados überleben? Frag' nicht soviel!". Man merkt, dass das Drehbuch sich Mühe gibt, absurd um der Absurdität willen zu sein. Leider hat das Drehbuch dafür die gleichen Schwächen, wie die vorherigen Teile der Reihe: Es schert sich nicht allzu sehr um seine Charaktere.
Viele Nebencharaktere erleiden, oft nur um einem Gag zu dienen, unnötig harte Tode, was von mangelnder Empathie des Autoren für seine eigenen Kreationen zeugt. Das mag etwas paradox klingen, da die andere Drehbuchschwäche die mangelnde Charakterentwicklung ist, aber auch bei unzureichend eingeführten Figuren fällt es negativ auf, wenn diese sang- und klanglos ins Jenseits befördert werden.

Immerhin merkt man dem Film an, dass es sich hierbei um einen Eintrag in The Asylums Vorzeige-Filmreihe handelt. Hat ein Film des Studios normalerweise ein Budget von etwa einer halben Millionen Dollar, standen hier fast 2,5 Mio Dollar zur Verfügung, was man dem Film auch tatsächlich anmerkt. Beispielsweise sind die Effekte deutlich besser als in den Vorgängern. Sie sind zwar immer noch nicht gut, aber immerhin besser. Waren diese in den Vorgängern etwa auf dem Niveau einer Computerspiel-Zwischensequenz aus der Mitte der 90er Jahre, sind wir nun zumindest in den frühen 2000ern angekommen. Insgesamt wird der Zuschauer durch den mangelnden Realismus der Special Effects aber nach wie vor zu oft aus der Handlung gerissen.
Regie, Schnitt und Kamera sind solide, was darauf hindeutet, dass Teile des Budgets hierher geflossen sind. Gute Entscheidung, denn Mängel in diesem Bereich fallen dem Publikum - mal mehr, mal weniger bewusst - in der Gesamtbetrachtung immer negativ auf.

Bleibt abschließend der Blick auf die Darsteller: Die Hauptrollen sind recht gut besetzt und die Akteure dürfen sich auch tatsächlich Schauspieler nennen. Selbst Tara Reid als Fins Ehefrau fällt diesmal nicht sonderlich negativ auf, wobei es ohnehin merkwürdig ist, dass sie in frühen Filmen ihrer Karriere recht solide spielte, während man sich bei jüngeren Einträgen in ihrer Filmographie fragt, ob sie jemals eine Schauspielschule von innen gesehen hat. Dies mag auch der Grund sein, warum das Schicksal ihrer Rolle am Ende des Film ungeklärt bleibt und die Zuschauer per Twitter abstimmen können, ob sie überlebt und im vierten Teil dabei sein darf oder ob sie der Tod ereilen soll (#AprilLives oder #AprilDies). Dies zeigt erneut deutlich die von mir zuvor erwähnte fehlende Empathie der Schöpfer des Film für ihre eigenen Figuren.
Das restliche Budget wurde für die Besetzung der Nebenrollen verwendet. So gibt es Wiedersehen mit lange verschollenen Namen wie David Hasselhoff als Fins Vater und Bo Derek als Aprils Mutter, die beide nicht negativ auffallen und bemüht spielen. Zudem sind eine Reihe prominenter Moderatoren, Sportler und andere amerikanische Celebrities in kleineren Auftritten (Cameos) besetzt worden. Dies ist zwar recht witzig und sorgt für einige Aha-Momente, der Nachteil ist jedoch, dass die meisten von ihnen ums Verrecken nicht schauspielern können, wodurch die entsprechenden Szenen etwas peinlich wirken. Auch ein paar Sprüche, die man den Promis in den Mund gelegt hat, wirken aufgesetzt. Wenn zum Beispiel Lou Ferrigno, der Darsteller des Hulk in der TV-Serie der 70er Jahre, den Spruch bringt "Machen sie mich nicht wütend, sie würden mich nicht mögen, wenn ich wütend werde!", so ist dies schon sehr abgedroschen. Die Tatsache, dass der Satz im Zusammenhang des Films auch keinen Sinn ergibt, tut herbei sein übriges.
Nebenbei erwähnt: Auch Oliver Kalkofe hat einen Kurzauftritt im Film. Dass dieser ohne Text ist, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
Die übrigen Nebenrollen des Films wurden, The Asylums Standard-Rezeptur folgend, mit Laiendarstellern besetzt, was das Gesamtbild natürlich nicht aufwertet.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Film durchaus unterhalten hat. Entgegen seinem Ruf benötigt man auch nicht einen Eimer Alkohol und ein Wohnzimmer voller lästernder Freunde, um den Film zu ertragen. Er ist durchaus als das, was er ist, regulär konsumierbar.
Positiv fällt die Selbstironie und die absolute Absurdität des Drehbuchs auf, während die fehlende Charakterentwicklung und die Distanz der Autoren zu ihren Figuren negativ aufstoßen. Punktabzug gibt es für die immer noch schwachen Computer-Effekte und die Nicht-Schauspieler in den Nebenrollen. Insgesamt kommt der Film immerhin noch auf solide 5,5 Punkte, was schon fast einer echten Empfehlung entspricht. Damit schafft er es als erster Asylum-Film, bei mir sogar etwas über dem Durchschnitt zu liegen. Man stelle sich vor, was passieren könnte, wenn die Produzenten einen Drehbuchautoren mit Fingerspitzengefühl für die Charaktere und zeitgenössische Spezial-Effekt-Künstlern engagieren würden. Unter dieser Prämisse könnte The Asylum tatsächlich einen wirklich guten Film produzieren! Mal sehen, ob ich das noch erlebe.

Bewertung: 5,5/10


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen